Karriere allein macht nicht glücklich

Studie: Wie Erfolg im Beruf und Zufriedenheit im Leben zusammenhängen

Wer erfolgreich im Beruf ist, ist nicht unbedingt zufriedener im Leben. Es kommt vielmehr darauf an, wie man die eigene berufliche Entwicklung bewertet. Das hat ein Forscher_innenteam um die Sozialpsychologin Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) herausgefunden.

990 Berufstätige, davon 342 Frauen, wurden zweimal im Abstand von zwei Jahren zu ihrem Berufserfolg, der Bewertung ihrer beruflichen Leistungen und zu ihrer Lebenszufriedenheit befragt. Zum Zeitpunkt der ersten Befragung waren die Teilnehmer im Schnitt 37 Jahre alt, hatten seit zehn Jahren ihren Hochschulabschluss in verschiedenen Fachrichtungen und waren berufstätig.

Um den beruflichen Erfolg (objektiver Berufserfolg) zu ermitteln, sollten die Befragten zu ihrem monatlichen Einkommen und ihrer beruflichen Verantwortung (Führungsposition, Projektverantwortung) Auskunft geben. Die persönlichen Bewertungen des Berufserfolgs setzen sich aus zwei Vergleichen zusammen: zum einen verglichen sich die Befragten mit früheren Kommiliton_innen, Akademiker_innen im Allgemeinen und eigenen Kolleg_innen (sozialer Vergleich). Zum anderen bewerteten sie, wie zufrieden sie mit verschiedenen Aspekten ihrer Karriere waren, zum Beispiel mit ihrem Einkommen (Abgleich mit persönlichen Zielen). Die Lebenszufriedenheit wurde über einen gängigen Fragebogen erfasst, mit dem die Befragten ihre Übereinstimmung zu Aussagen wie „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich fast nichts daran ändern“ angaben.

Die Autor_innen analysierten zum einen den direkten Zusammenhang zwischen objektivem Berufserfolg und Lebenszufriedenheit, und zum anderen, wie dieser Zusammenhang sich möglicherweise verändert, wenn man die persönlichen Erfolgsbewertungen zusätzlich berücksichtigt.

Aus den Analysen ging hervor, dass anfänglicher Berufserfolg zwei Jahre später nur dann zu mehr Lebenszufriedenheit führte, wenn die Befragten ihre Karriere positiv bewerteten. Die objektiven Maße des Berufserfolgs allein, Einkommen und Verantwortung, trugen nicht zu einer höheren Lebenszufriedenheit bei. „Der Zusammenhang zwischen beruflichem Erfolg und Lebenszufriedenheit ist ein indirekter. Er wird maßgeblich durch subjektive Bewertungsprozesse beeinflusst“, erklärt Andrea Abele-Brehm. Konkret führte der Berufserfolg dann zu mehr Lebenszufriedenheit, wenn sich die Person im Vergleich mit anderen Leuten gut einschätzte und wenn sich ihre beruflichen Leistungen mit ihren persönlichen Zielen deckten.

Wenn man den Zusammenhang von objektivem Erfolg und Lebenszufriedenheit unter Herausrechnung des subjektiven Erfolgs anschaute, war ersterer sogar negativ. D.h. objektiver Erfolg ohne entsprechende subjektive Bewertung wirkte sich leicht negativ auf die Lebenszufriedenheit aus. „Wir wissen immer noch nicht genau, warum dieser negative Zusammenhang besteht“, sagt Andrea Abele-Brehm. „Eine Interpretationsmöglichkeit ist die, dass beruflich erfolgreiche Personen wenig Zeit für andere Lebensbereiche wie zum Beispiel soziale Kontakte haben. Letztere sind jedoch für die Lebenszufriedenheit besonders wichtig. Welche Faktoren genau die negative Beziehung zwischen Berufserfolg und Lebenszufriedenheit beeinflussen, sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.“

Die Ergebnisse wurden jetzt im „Journal of Happiness Studies“ veröffentlicht.

Quelle

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 23. November 2015