Druck machen für den Fortschritt

Das Motto des Internationalen Frauentags am 8. März 2018 lautet: #PressforProgress: Auf Fortschritt beharren

Da ist er wieder, der 8. März - der Internationale Frauentag. In vielen Ländern der Welt gehen wieder Millionen Frauen und Mädchen auf die Straße, um für die Rechte der Frauen zu demonstrieren. In zahlreichen Veranstaltungen geht es um das Thema politische und soziale Gleichberechtigung von Frauen, die mit aller Wucht erstritten werden musste - und weil sie so ein zerbrechliches Gut ist, auch weiterhin entschlossen verteidigt werden muss. Eine der ersten Hauptforderungen des Internationalen Frauentags war 1911 das Frauenwahlrecht. Auch wenn in Europa dieses Ziel erreicht wurde, bleiben noch viele Aufgaben zu tun auf dem Weg zur wirklichen Gleichstellung der Geschlechter. Weitet man den Blick auf die Situation der Frauen in Kriegs- und Krisengebieten weltweit, sind wir noch Lichtjahre davon entfernt, überhaupt nur die Würde von Frauen schützen zu können. Stattdessen werden sie immer noch in Kriegen von Verlierern und Gewinnern gleichermaßen verschleppt und vergewaltigt. Schaffen sie es zu fliehen, erwartet sie nicht selten ein viel leidvollerer Weg als ihre männlichen Begleiter. Oft müssen sie für die Flucht nicht nur Geldbeträge aufbringen, sondern auch noch mit ihrem Körper bezahlen.

Wozu brauchen wir heute noch Frauentage?

Aber wofür brauchen Frauen in den reichen Industriestaaten noch einen solchen Tag? fragen Kritiker_innen immer wieder. Schließlich hätten wir doch längst unsere Ziele erreicht. Klar, wir dürfen wählen und sogar Bundeskanzlerin werden, uns stehen alle Berufe offen, wir dürfen sagen, was wir wollen. Wir entscheiden, ob wir Karriere machen, wie wir leben wollen, wen wir lieben. Wir dürfen anziehen, was wir wollen und bestimmen, wen oder was wir anziehend finden. Wir sind unabhängig, selbstständig und gleichberechtigt. Wirklich?
Wofür brauchen wir denn dann eigentlich immer noch Mädchenförderung oder die Frauenquoten-Diskussion? Während vor nicht allzu langer Zeit solche Themen nur von einigen "durchgeknallten Feministinnen" angesprochen wurden, gehören sie jetzt quasi schon zum Mainstream. Sogar Parteien wie die AfD oder rechte Gruppierungen wie die Identitären schwingen sich dazu auf, angeblich für Frauenrechte zu kämpfen und organisieren eigene 8. März-Veranstaltungen. Dabei locken sie auf ganz perfide Weise junge Frauen zu sich mit dem Argument, "Die Masseneinwanderung junger Männer aus patriarchalischen Gesellschaften gefährde die Freiheit und Rechte der Frauen". In Wirklichkeit ist mit der AfD allerdings eine antifeministische Partei in den Bundestag eingezogen, die gegen Geschlechtergerechtigkeit, gleichgeschlechtliche Lebensweisen und sexuelle Vielfalt kämpft. Sie richtet sich explizit gegen das geltende Recht auf Abtreibung, Scheidung und die „Ehe für alle“.

Doch auch im Rest der Gesellschaft zeigt sich immer noch, wie stark Frauenfeindlichkeit verankert ist. So hat die #metoo-Kampagne offengelegt, dass sexualisierte Gewalt in ihren vielfältigen Formen zu den alltäglichen Problemen von Frauen gehört. Egal ob im privaten, beruflichen oder öffentlichen Umfeld: Frauen werden beleidigt, angetatscht oder vergewaltigt. Und statt die Täter zu verurteilen, schiebt man die Verantwortung immer noch auf das Verhalten, die Kleidung oder das Auftreten von Frauen.

Ein weiteres Beispiel für fehlendes Recht auf Selbstbestimmung durften wir an der aktuellen Abtreibungsdebatte erfahren. Da wurde doch allen Ernstes eine Frauenärztin angeklagt, sie habe auf ihrer Webseite "Werbung für Abtreibungen" gemacht, nur weil sie beschrieben hat, was bei einer Abtreibung geschieht.

Fest steht, auch hier und heute gibt es noch genügend Indizien dafür, dass Mädchen und Frauen nur aufgrund ihres Geschlechts die schlechteren Karten gezogen haben. Der internationale Frauentag wird uns also noch für ein paar Jahrzehnte als sogenannter "Kampftag" erhalten bleiben. Setzen wir uns dafür ein, dass er irgendwann einmal ein Freudentag wird!

Wo welche Veranstaltungen gepnat sind, erfahrt ihr zum Beispiel hier:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 7. März 2018