Meine Meinung, also wahr!

Studie: Was unserer Weltsicht entspricht, kommt uns reflexartig richtig vor

Können wir Informationen wirklich neutral bewerten? Oder spielen uns unfreiwillige mentale Prozesse einen Streich, so dass uns Informationen richtiger vorkommen, wenn sie unserer eigenen Weltsicht entsprechen. Bestimmt habt ihr es bereits am eigenen Leib erfahren oder andere dabei beobachtet. Wenn ein Zeitungsartikel der eigenen Meinung entspricht, wird er unkritischer betrachtet, Ungenauigkeiten und Fehler sieht man gar nicht, ist ja meine Meinung, muss ja alles korrekt sein. Im so genannten „postfaktischen“ Zeitalter von fake news und Echokammern dreht sich eben alles um das, was wir glauben wollen.

Dr. Michael Gilead und sein Team von den Universitäten Ben-Gurion University und The Hebrew University of Jerusalem haben nun in einer Reihe von Experimenten herausgefunden, dass es tatsächlich eine Art automatisch kognitive Reflexe gibt, die dafür sorgen, dass wir in unserer eigenen Weltsicht verschanzt bleiben können.

Die Testpersonen in den Experimenten bekamen Statements zu bestimmten politischen gesellschaftlichen oder persönlichen Themen gezeigt wie etwa: Das Internet hat die Menschen mehr isoliert oder Das Internet hat die Menschen geselliger gemacht. Zu jedem Satz gab es auch eine grammatikalisch falsche Variante, wo kleine Fehlerchen eingebaut waren.

Die Proband_innen mussten dann blitzschnell beurteilen, ob der Satz grammatikalisch richtig war. Dabei zeigte sich, dass die Testpersonen grammatikalisch richtige Sätze schneller erkannten, wenn sie mit der eigenen Meinung übereinstimmten. Bei Statements, denen sie nicht zustimmten, benötigten sie deutlich mehr Zeit, um zu erkennen, ob sie richtig waren. Den Forscher_innen zufolge deutet das darauf hin, dass hier reflexartige, unfreiwillige Mechanismen zum Tragen kommen. Dabei könne diese reflexartige Tendenz Dinge als richtig und wahr zu identifizieren, die wir ohnehin glauben, auch unsere Fähigkeit schwächen, andere Meinungen wertzuschätzen, neue Informationen anzunehmen und Sachverhalte rational zu durchdenken. Künftige Forschung könnte nun noch genauer untersuchen, ob auch andere Faktoren – etwa akuter Stress oder liberale bzw. konservative Einstellungen Einfluss darauf haben, dass wir bestimmte Meinungen reflexartig bejahen oder verneinen.

Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Social Psychological and Personality Science erschienen.

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Autorin / Autor: Redaktion; Pressemitteilung - Stand: 8. Mai 2018