Teilen ja - aber richtig!

Wissenschaftler fordern stärkere Regulierung der Sharing-Ecomony, damit ihr ökologischer Nutzen erhalten bleibt

Egal ob Autos, Werkzeuge oder ganze Wohnungen - immer mehr Dinge werden nicht mehr von Einzelnen gekauft, sondern über Online-Plattformen vermietet. Die Sharing Economy wächst kontinuierlich – und mit ihr die Hoffnungen darauf, dass diese Art des Wirtschaftens Arbeitsplätze schafft, Ressourcen spart und soziale Beziehungen stärkt. Doch das Teilen über Airbnb, Uber & Co. ist nicht per se nachhaltig, es wird auch von unerwünschten Nebeneffekten begleitet – darauf weisen Wissenschaftler des Forschungsprojektes PeerSharing hin. Wie man Sharing-Plattformen so regulieren kann, um die positiven Nachhaltigkeitseffekte des Teilens zu fördern und negative Effekte zu verhindern, zeigt die kürzlich erschienene Studie „Kompromisse des Teilens“, die jetzt zum Download zur Verfügung steht.

*Wann Sharing economy ökologisch sinnvoll ist*
Sich über privates Carsharing ein Auto zu leihen ist eigentlich ökologisch sinnvoller als eines zu kaufen. Es sei denn, die Carsharing-Nutzer_innen machen mehr Fahrten als nötig, einfach weil das Leihen so einfach und günstig ist. Problematisch kann es auch sein, wenn Airbnb-Gastgeber_innen die eigene Wohnung zu einem höheren Preis vermieten oder sogar gar nicht mehr und dadurch gesetzliche Regelungen wie Mietpreisbremsen aushebeln. Die Nebeneffekte sind sehr unschön: Die Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt verschärft sich, weil Wohnraum knapper wird und der Konsum von Unnötigem kann steigen. „Airbnb oder Uber müssen stärker in die Verantwortung genommen werden, damit die Sharing Economy nachhaltiger wird“, dieses Fazit zieht Jonas Pentzien, Sharing-Experte am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW).

Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Jan Peuckert untersuchte er in der Studie „Kompromisse des Teilens“ verschiedene Regulierungsansätze für Onlineplattformen und deren Wirkung anhand konkreter Fallbeispiele aus den Bereichen Mobilität, Wohnen und Gebrauchtwaren.
Ein Ergebnis: Alternative Ansätze könnten zum Beispiel die Selbstregulierung durch Bewertungssysteme oder eine Ko-Regulierung sein, bei der Staat und Organisationen zusammenarbeiten. So können sich Plattform-Betreiber/innen zusammenschließen und in Abstimmung mit staatlichen Behörden ökologische und soziale Mindeststandards festlegen. Gleichzeitig könnten sie Einrichtungen der freiwilligen Selbstkontrolle schaffen, die die Einhaltung dieser Standards effizient sicherstellen.

Die Forscher außerdem schlagen vor, dass der Staat Sharing-Praktiken mit Nachhaltigkeitspotenzialen aktiv zu fördert und solche, die der Umwelt schaden unterbindet – zum Beispiel dann, wenn Dinge neu angeschafft werden, um sie dann auf Plattformen gewinnbringend zu verleihen. „Kommerzielle Praktiken des Teilens, die über eine gelegentliche Vermietung selbst genutzter Güter hinausgehen, sollten wie Gewerbe behandelt werden“, fordert Jonas Pentzien.

*Innovative Ansätze für mehr Nachhaltigkeit*
Die Autoren zeigen innovative Ansätze auf, um die großen Onlineplattformen wirkungsvoll zu regulieren, beispielsweise ein Gütesiegel für nachhaltiges Sharing oder eine aktive Nachhaltigkeitskommunikation der Sharing-Organisationen. Sie schlagen auch vor, dass der Staat selbst als Anbieter in der Sharing Economy aktiv werden und nachhaltigere Sharing-Plattformen aufbauen kann. In Paris und London werden zurzeit erste Erfahrungen mit solchen Ansätzen mit einem von der Stadt organisierten Fahrrad-Verleih gesammelt.

*Über das Projekt*
Das Projekt „PeerSharing – Internetgestützte Geschäftsmodelle für gemeinschaftlichen Konsum als Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften“ beschäftigte sich mit innovativen Onlineplattformen, die den Verleih, Kauf oder Tausch von Produkten und Dienstleistungen von Privat zu Privat vermitteln. Die Forscher/innen untersuchten, wie onlinebasiertes Teilen von Privat zu Privat ökologisch wirkt und was Verbraucher/innen motiviert oder hindert mitzumachen. Es wurde im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gemeinsam mit dem Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) und dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) durchgeführt.

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