Unter Zeitdruck bist du du!

Experimentelle Studie: Wenn die Uhr tickt, entscheiden wir gemäß unserem Naturell

Du bist ganz du selbst, wenn du unter Zeitdruck stehst. Auf diese kurze Formel könnte man die Forschungsergebnisse von Wissenschaftler_innen der Ohio State University bringen, die untersucht haben, wie Menschen unter Stress Entscheidungen fällen. In früheren Studien waren dabei teilweise sehr widersprüchliche Ergebnisse herausgekommen: mal entschieden Menschen unter Zeitdruck besonders sozial, mal besonders egoistisch. Die Forscher_innen um Jeff Grabmeier hatten darum den Verdacht, dass die Ergebnisse so unterschiedlich sind, weil die Menschen so unterschiedlich sind. Der Zeitdruck bringt nur ihr wahres Gesicht zu Tage. Wenn die Uhr tickt, folgen sie der Grundeinstellung, die sie mitbringen. Haben sie hingegen mehr Zeit, dann überdenken sie ihr Verhalten und entscheiden eher prosozial.
Für ihre experimentelle Studie nutzten die Forscher ein Spiel, das häufig in diesem Bereich eingesetzt wird. Dabei muss ein Spieler eine bestimmte Menge Geld mit einem anderen unsichtbaren Spieler teilen. Er wird dabei grundsätzlich bevorzugt, konnte dann aber entscheiden, die Ungleichheit in unterschiedlichem Maß zu reduzieren. Die rund 100 US-amerikanische und deutsche Testspieler absolvierten insgesamt 200 Runden des psychologischen Wirtschaftsspiels. Dabei mussten sie mal eine geringe Summe aufgeben, um das Budget des angeblichen Gegenübers deutlich zu erhöhen, mal mussten sie selbst ein großes Opfer bringen, um den anderen mit einer geringen Summe zu beglücken, mal gaben sich die eigene Ausgabe und der Gewinn des anderen die Waage. Dabei stand den Spieler_innen unterschiedlich viel Zeit für ihre Wahl zur Verfügung.

Es zeigt sich, dass die Testpersonen unter Zeitdruck ihr wahres Gesicht zeigten und so entschieden, wie es in etwas ihrer Grundeinstellung entsprach.
Wenn ihr also jemanden um Hilfe bittet, den ihr aber eher für egoistisch halten, dann macht ihm keinen Stress. Gebt ihm ein bisschen Zeit, die positiven Folgen von sozialem Verhalten zu durchdenken. 😉

Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht.

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 10. September 2018