Neidisch auf Zukünftiges

Ereignisse, die in der Zukunft liegen, machen uns missgünstiger als vergangene

Wenn jemand aus unserem Umfeld eine Traumreise gebucht hat, Karten für ein begehrtes Festival ergattern konnte oder ein unglaubliches Date vor sich hat, dann löst das nicht selten Missgunst und Neid aus. Dieser ist aber vor allem dann sehr ausgeprägt, wenn das Ereignis in der Zukunft liegt. War es schon gestern oder vor längerer Zeit, sind die missgünstigen Gefühle weniger intensiv. Das haben Ed O'Brien von der University of Chicago Booth School of Business und seine Kolleg_innen in einer aktuellen Studie herausgefunden.

In früheren Studien konnte immer wieder gezeigt werden, dass Ereignisse, die in der Zukunft liegen, uns emotional mehr beschäftigen als vergangene. Ein bevorstehendes Examen stresst mehr als ein vergangenes, die Party morgen Abend ist aufregender als die von vorgestern - logisch. O'Brien und seine Kollegen wollten nun herausfinden, ob das auch auf Neid zutrifft - in den Augen der Forscher eine interessante Emotion, weil sie sowohl positive als auch negative Gefühle nach sich ziehen kann (von Selbstzweifeln bis Ansporn).

Für ihre Untersuchung arbeiteten sie mit verschiedenen Szenarien: mal sollten sich Testpersonen eine enge Freundin oder einen engen Freund vorstellen, die etwas erleben dürfen oder schon erlebt haben, was sie sich selbst erträumen, mal wurden Leute im Verlauf des Februar zu tatsächlichen, bevorstehenden Valentins-Dates anderer befragt. Bei den Auswertungen der berichteten Neid-Gefühle zeigte sich ein wiederkehrendes Muster: je näher ein Event rückte, desto mehr Missgunst verursachte es. Der bösartige Neidwert fiel aber ab, sobald das Event in der Vergangenheit lag. Dabei veränderte sich nicht so sehr die Intensität des Gefühls, sondern vor allem die Art. Vor einem bevorstehenden tollen Erlebnis für eine andere Person war der Neid häufiger negativer Natur. Bei einem vergangenen Erlebnis kamen auch positive Neidgefühle auf, die eher inspirieren und motivieren.
Die Forscher glauben darum, dass die pauschale Aussage, dass Gefühle in Bezug auf bevorstehende Ereignisse grundsätzlich intensiver sind, vielleicht gar nicht stimmt. Möglicherweise reduzieren sich mit der Zeit eben vor allem die negativen Gefühle. In Zeiten wo Menschen ständig mit neiderregenden Events in den sozialen Netzwerken konfrontiert werden, ist es vielleicht hilfreich zu wissen, wann solche Gefühle besonders starke Auswirkung haben und wann sie auch wieder verschwinden. Schaut euch die Traumreise eurer besten Freundin erst genauer an, wenn sie zurück ist, das könnte heilsam sein. Und wenn ihr selbst andere mal richtig bösartig neidisch machen wollt, dann informiert sie vorher, was ihr Tolles plant, nicht erst, wenn ihr es schon hinter euch habt.

Due Ergebnisse wurden im Fachjournal Psychological Science veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 15. Mai 2019