Pastikatlas 2019

Daten und Fakten über eine Welt voller Kunststoff
von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

©Nora Bibel ©Montage: Annelie Saroglou unter Verwendung einer Darstellung von Wetzkaz/Adobe Stock + Montage Shutterstock Igor Stevanovic

Die globale Plastikflut wächst laut Expert_innen exponentiell und unkontrolliert. Seit Beginn der Plastikproduktion  Mitte des 20. Jahrhunderts wurden rund 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoffe in den Umlauf gebracht – 44 Prozent davon aber erst seit dem Jahr 2000. Pro Kopf der der heutigen Erdbevölkerung sind das mehr als eine Tonne Plastik! Mit regional sehr großen Unterschieden versteht sich: In den USA fallen zum Beispiel im Jahr fünf Mal mehr Müll pro Kopf an als in Indien.

Deutschland ist einer der größten Standorte für Kunstoffproduzenten und Kunstoffverarbeiter in Europa. Verglichen mit seiner Größe trägt Deutschland damit eine beträchtliche Verantwortung für die weltweite Plastikverschmutzung. Aber es gibt doch das Recycling! denken viele, wobei ein Blick auf die Fakten zeigt: Die Wiederverwertung von Müll ist weltweit und in Deutschland Wunschdenken. Über 60 Prozent des in Deutschland gesammelten Verpackungsmülls werden nicht recycelt, sondern verbrannt. Wir sind offenbat nicht die Recyclingweltmeister, die wir gerne wären, denn nur knapp 38 Prozent unseres Plastikmülls werden tatsächlich dem Recycling zugeführt, wobei Plastik schon als recycelt gilt, wenn es ins Ausland, zum Beispiel nach Asien exportiert wird. Was unsere Wegwerfmentalität dort anrichtet, sind ökologische, soziale und gesundheitliche Katastrophen, denn die Infrastruktur zur Bewältigung unserer Müllberge gibt es dort nicht. Also wird der Müll wird häufig unkontrolliert verbrannt oder landet auf Deponien und in der Umwelt.

Diese und weitere Zahlen und Fakten präsentiert der am 06.06.2019 erschienene Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung und des BUND. Auf über 50 Seiten und in zahlreichen Grafiken klärt die Broschüre uns auf über unsere Welt voller Kunststoffe und bietet fundiertes Wissen über die Ursachen, die Treiber, die Auswirkungen und die globalen Zusammenhänge der Plastikkrise.

„Alle Welt redet über Plastik. Das ist gut so. Doch wir haben ein unvollständiges und verzerrtes Bild davon, wer und was die globale Plastikkrise verursacht und wie wir sie anpacken müssten. Verbote von Strohhalmen, Einwegbechern und Tüten sind ein erster Schritt, sie werden jedoch eine der größten Umweltkrisen, die den ganzen Planeten erfasst, nicht beenden“, sagt Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. „Wenigen ist bewusst, dass Kunststoffe ursprünglich ein Abfallprodukt der petrochemischen Industrie waren. Bis heute sind ExxonMobil, BASF, Eni, INEOS, und Dow die größten Plastikproduzenten weltweit. Sie beherrschen mit insgesamt fast 420 Milliarden Euro Umsatz den globalen Markt und planen, die Produktion in den nächsten Jahren weiter auszubauen - nicht zuletzt als Alternativstrategie, falls Energie- und Mobilitäts-Wende an Tempo gewinnen." Die massenhafte Verfügbarkeit der billigen Plastikrohstoffe Erdöl und Erdgas sei auch der Grund dafür, dass faktisch kaum recycelt wird und eine echte Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie nicht in Gang komme, so Unmüßig weiter.

BUND und Heinrich-Böll-Stiftung fordern von der Politik wirksame Maßnahmen zur weltweiten Lösung der Plastikkrise, die vor allem darauf setzen Produktion und Konsum von Plastik drastisch zu reduzieren. Neben Gesetzen zum Endverbrauch müssten jetzt insbesondere die Hersteller und die petrochemische Industrie als Hauptverursacher in die Pflicht genommen werden.

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 6. Juni 2019