Der Energiespar-Trick

Experiment ergab: Wenn wir sehen, wieviel wir verbrauchen, sind wir sparsamer

Ob Autos, Smartphones oder Drucker: Viele Alltagsgegenstände sammeln Daten in Echtzeit. Was wäre, wenn man diese auch dazu nutzt, um uns zu nachhaltigerem Handeln zu bewegen? Forscher_innen an der ETH Zürich und der Universität Bamberg haben jetzt nachgewiesen, dass uns solche Verbrauchsinformationen, die wir schon während einer Handlung sehen können, dazu motivieren, viel mehr Energie einzusparen. So sparen wir beim Duschen rund 11 Prozent Warmwasser, sobald ein Messsystem uns den aktuellen Wasserverbrauch anzeigt - auch wenn wir das Wasser gar nicht selbst bezahlen müssen.

In einer Feldstudie mit über 10.000 Teilnehmenden statteten die Forscher_innen Duschen in sechs Schweizer Hotels mit einem Gerät aus, das den Wasser- und Energieverbrauch pro Duschvorgang - natürlich anonym - erfasste. Ein Teil der Geräte zeigte den Verbrauch sowie die Wassertemperatur während des Duschens an, der übrige Teil der Geräte stellte nur die Wassertemperatur dar. Insgesamt wurden über 19.596 Duschvorgänge erfasst und ausgewertet, um zu analysieren, wie sich die Informationen auf das Verbrauchsverhalten auswirkten.

*Energiesparen auch ohne finanzielle Vorteile*
„Die Ergebnisse zeigen, dass verständliche Informationen zum persönlichen Verbrauch zu großen Einsparungen führen können. Dabei ist es wichtig, dass der Nutzer oder die Nutzerin die Informationen bereits während der Handlung einsehen kann“, sagt Prof. Dr. Thorsten Staake, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bamberg. Im Fall der Studie sinkt der Warmwasserverbrauch um 11,4 Prozent beim Duschen, also um 0,22 Kilowattstunden pro Duschvorgang. „Die Studienteilnehmenden reduzierten ihren Verbrauch, auch ohne dadurch finanzielle Vorteile zu erlangen – für die Energierechnung kamen die Hotels auf“, freut sich Dr. Verena Tiefenbeck von der ETH Zürich, Erstautorin und Leiterin der Studie. Und: Da die Hotelgäste nichts von der Studie wussten, konnte auch ausgeschlossen werden, dass es sich hierbei schon um umweltbewusste Teilnehmer_innen handelte.

*Eine Sekunde warm duschen entspricht einer Stunde PC-Arbeit*
Doch solche Feedback-Systeme verbrauchen ja selbst auch Energie, zum Beispiel bei der Herstellung und Nutzung; weisen sie trotzdem eine positive Energiebilanz auf? „Oft wird außer Acht gelassen, wie viel Energie etwa Raumwärme und Warmwasser benötigen“, antwortet Samuel Schöb, Doktorand an der Universität Bamberg auf die Frage. „Mit der Energie, die man in nur einer Sekunde unter der Dusche benötigt, kann man über eine Stunde am PC arbeiten.“ Und: „Das Gerät kommt ohne Batterien aus, da es die Energie aus dem Wasserfluss erzeugt. Zudem kompensieren die durchschnittlichen CO2-Einsparungen die Produktion bereits nach wenigen Monaten.“

Das Forschungsteam ist sich einig: Wichtiger als die konkrete Anwendung in Hotels ist das Potential, das die Studie für zahlreiche andere Anwendungen intelligenter Alltagsgegenstände aufzeigt: Autos, Stromzähler, Heizungen, Drucker, Kreditkarten – viele Objekte sammeln Daten in Echtzeit, die sich auch zur Förderung eines nachhaltigen Konsums einsetzen lassen

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 22. November 2018