Die Magie der Sprache

Germanistin der Universität Graz spürt dem Zauber in der deutschen Sprache nach

Warum drücken wir die Daumen? Warum nennen wir verführerische Frauen einen Vamp? Warum saugen wir uns etwas aus den Fingern? Redewendungen wie diese haben ihren Urprung in magischen Vorstellungen und Handlungen. Die Germanistin Ruth Reicher hat in ihrer Masterarbeit an der Universität Graz magische Sprachbildern in der deutschen Gegenwartssprache erforscht und dabei zauberhafte Entdeckungen gemacht.

Von Hexenkessel bis Geisterfahrer, von Charme bis "toi, toi, toi", rund 200 Begriffe aus der deutschen Sprache hat sie auf ihren Hintergrund überprüft. Dass der Vamp auf den Vampir zurückgeht ist noch leicht erkennbar, auch beim brodelnde Hexenkessel wir der magische Ursprung deutlich sichtbar. Bei toi, toi, toi wird es schon schwieriger. Der lautmalerische Ausdruck steht nämlich möglicherweise für das dreimalige Ausspucken, mit dem Dämonen abgewehrt werden sollten. Eine andere Deutung sieht darin eine Kurzform des Begriffs "Teufel". Heute wird es eher als Glückwunschformel verwendet.

*Daumen drücken hält das Böse fest*
Auch dem Daumen drücken liegt eine magische Bedeutung zugrunde. „Dieser Finger galt bereits in der Antike als Glücksbringer“, weiß Reicher. „Weiteren Überlieferungen zufolge schloss man beim Daumendrücken das Böse fest in der Hand ein, damit es keinen Schaden anrichten konnte.“ Auch die Redewendung „sich etwas aus den Fingern saugen“ geht auf einen Zauber zurück: „Die Finger wurden in eine magische Flüssigkeit getaucht und dann in den Mund genommen, um die Weisheit in sich aufzunehmen“, so die Germanistin.
Die Sprache speichert die Erinnerung an magische Rituale, so muss sich auch niemand wundern, dass selbst in solch bürokratisch-sachlichen Angelegenheiten wie einem KFZ-Schutzbrief ein Stück Zauberei steckt. „Früher einmal sollten so genannte Schutzbriefchen – Zettelchen mit Zaubersprüchen – in der Tasche Unglück fernhalten. Manchmal wurden sie auch verschluckt, um ihre Wirkung zu erhöhen“, erzählt die Absolventin der Universität Graz.

Im Rahmen des Wortschätze-Projekts hat sie damit unter der Leitung des Germanisten Wernfried Hofmeister bereits das zehnte sprachliche Themenfeld aufgearbeitet. Auf der dazugehörigen Webseite erfahrt ihr Hintergründe und Urprünge zu "Wortschätzen" unter anderem aus der Mathematik, der Musik, dem Spiel und der Wehrkultur.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemeldung - Stand: 25. Juni 2018