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Die Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreises bestärken junge Leser darin, Autoritäten zu hinterfragen und für ihre Träume zu kämpfen

© Anna Meuer, Die Siegerinnen und Sieger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2017

1.500 Zuschauer verfolgten am Freitag, dem 13. Oktober 2017, wie Bundesministerin
Dr. Katarina Barley auf der Frankfurter Buchmesse den Deutschen Jugendliteraturpreis verlieh. Mit dem Sonderpreis für das Gesamtwerk ehrte sie die Autorin Gudrun Pausewang. „Gudrun Pausewangs umfangreiches, vielfältiges und oft politisch engagiertes Werk ist das einer von Beginn an für ihre Überzeugung einstehenden Autorin“, so die Sonderpreisjury. „Mit ihrem Schreiben hat sie unzählige junge Leserinnen und Leser darin bestärkt, aktiv die Zukunft mitzugestalten, für Frieden, Freiheit und Toleranz einzustehen und für eine lebendige Demokratie zu kämpfen.“

Der Auszeichnung für das Lebenswerk steht dieses Jahr erstmals der Sonderpreis „Neue Talente“ gegenüber. Hier konnte Mario Fesler mit seinem Debüt Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer (Magellan) die Jury überzeugen. Um die sympathische Außenseiterin Lizzy hat er eine temporeiche, witzige und in ihrer Ernsthaftigkeit genau dosierte Erzählung mit treffsicheren Dialogen geschaffen.

Die Kritikerjury prämierte je ein Bilder-, ein Kinder-, ein Jugend- und ein Sachbuch. Als bestes Bilderbuch konnte sich Hier kommt keiner durch! (Klett Kinderbuch) von Isabel Minhós Martins mit Bildern von Bernardo P. Carvalho und in der Übersetzung von Franziska Hauffe durchsetzen. In dem stringent strukturierten Band wird die Mitte der Doppelseite zur unsichtbaren Grenze, die nicht überschritten werden darf. Es greift damit ein hoch aktuelles Thema spielerisch auf – der Umgang mit Autoritäten ist universell und umfasst das Verhalten auf dem Schulhof ebenso wie politische Dimensionen.

Sally Jones. Mord ohne Leiche

In der Sparte Kinderbuch wurde Sally Jones. Mord ohne Leiche (Gerstenberg) des schwedischen Autors und Illustrators Jakob Wegelius ausgezeichnet, übersetzt von Gabriele Haefs. In dieser Mischung aus Abenteuerroman, Krimi und Tiergeschichte macht sich die ungewöhnliche Heldin Sally Jones, eine maschinenbegeisterte Gorilladame, auf den Weg von Lissabon bis nach Indien. Die Jury lobt Wegelius‘ eigenständigen Weltentwurf, der klischeefrei den Blick auf fremde Kulturen eröffnet.

Der Geruch von Häusern anderer Leute

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Als bestes Jugendbuch überzeugte Bonnie-Sue Hitchcocks Roman Der Geruch von Häusern anderer Leute (Königskinder), in der Übersetzung von Sonja Finck. Der Autorin gelingt es, die Atmosphäre, den Duft und das Lokalkolorit Alaskas in einen sprachlichen Ton zu überführen, der sofort fesselt. Vor der Kulisse dieses weit entfernten Kulturraums erzählt sie die Lebensgeschichten vier junger Protagonisten, deren Innenleben in den Landschaftsschilderungen einen symbolischen Ausdruck findet.

Bienen

Sieger beim Sachbuch ist Piotr Sochas großformatiges Bilderbuch Bienen (Gerstenberg), übersetzt wurde die vergnügliche Enzyklopädie von Thomas Weiler. Der Band ist vom Vorsatzpapier bis zum poetischen Text komplett durchkomponiert und besticht durch seine thematische Vielfalt ebenso wie durch die humorvolle, detailreiche Gestaltung.




Nur drei Worte

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Die Jugendjury wählte als ihr Preisbuch die Coming-out-Geschichte Nur drei Worte (Carlsen) von Becky Albertalli, übersetzt von Ingo Herzke. In dem E-Mail-Roman müssen Simon und seine Internetbekanntschaft Blue den Mut beweisen, für ihre Gefühle einzustehen – auch wenn diese nicht der gängigen Norm an ihrer Schule entsprechen. Die Autorin schafft es, mit psychologischem Feingefühl und Witz Identitätsfindung zu schildern und die vermeintliche Normalität zu hinterfragen. In (zweimal) nur drei Worten: Was ist normal? Alles und nichts!

Preisskulptur Momo als Symbolfigur für freie, unverplante Zeit

Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird seit 1956 für herausragende Kinder- und Jugendbücher vergeben und ist mit insgesamt 72.000 Euro dotiert. Er wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiftet und vom Arbeitskreis für Jugendliteratur ausgerichtet.

Der Sonderpreis für das Gesamtwerk umfasst ein Preisgeld in der Höhe von 12.000 Euro, alle anderen Auszeichnungen sind mit je 10.000 Euro dotiert und werden unter den Autoren, Übersetzern und Illustratoren aufgeteilt. Neben der Preissumme erhalten alle Preisträger auch eine Skulptur: die Momo. Gestaltet wurde die 30 cm hohe Bronzeplastik von dem Bildhauer Detlef Kraft. Als Symbolfigur für freie, unverplante Zeit hat Momo, die Heldin aus Michael Endes gesellschaftskritischem Roman, bis heute nicht an Aktualität verloren.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung, Bild: © Anna Meuer - Stand: 16. Oktober 2017