Morgen ist heute schon vorbei

Autorin: Clare Furniss
Übersetzt von: Christiane Steen

Hattie lebt mit ihrer Familie in London. Sie ist 17 Jahre alt und weiß seit ein paar Tagen, das sie schwanger ist, und das von ihrem besten Freund Reuben. Sie würde gern mit jemanden darüber reden. Aber ihre beste Freundin Kat ist am anderen Ende von England. Und mit Reuben kann sie auch kein richtiges Gespräch führen, denn er reist gerade in der Welt umher, um sich selbst zu finden. Hattie weiß aber eins: mit Reuben kann es auf Dauer nicht gut gehen, und trotzdem liebt sie ihn. Aber sie muss sich endlich entscheiden. Will sie das Kind behalten oder nicht. Ein Anruf und plötzlich ändert sich ihr Leben und das ihrer Großtante Gloria. Hattie wundert sich, dass niemand von Gloria erzählt hat. Nicht mal ihr verstorbener Vater Dominic, der doch ihr Neffe war. Hattie erfährt, dass Gloria an Demenz leidet und schon fast täglich mehr von ihren Erinnerungen verliert. Sie möchte ihr sehr gerne helfen und schlägt ihr vor, an all die Orte zu fahren, an die sie sich noch einmal erinnern möchte und auch an die sie sich noch erinnert. Gloria nimmt das Angebot an, und die Reise führt durch England. Auf der Reise erfährt Hattie die wahre Geschichte über Gloria und auch etwas über ihren Vater. Auch wenn am Anfang die beiden nicht so gut miteinander auskommen und Gloria keine einfache Person ist, erfährt Hattie aber, was sie mit der ganzen Geschichte zu tun hat. Sie nutzt die Reise dazu, um endlich eine Entscheidung für sich zu treffen, wird es am Ende die richtige sein?

*Meine Meinung*
Das Buch wird aus zwei Perspektiven geschrieben. Einmal aus der Sicht von Hattie, wie sie mit ihren Gefühlen zu kämpfen hat und sich entscheiden muss, was sie machen will. Und wie sie sich liebevoll um Gloria kümmert. Und aus der Sicht von Gloria, die an Demenz leidet und Angst hat, sich an nichts mehr zu erinnern.
Anfangs könnte man denken, Hattie und Gloria haben überhaupt nichts gemeinsam. Allein schon der Altersunterschied. Hattie ist gerade 17 Jahre jung und noch voll im Leben. Und Gloria ist 72 Jahre, leidet an Demenz und hat ihr Leben schon gelebt. Man merkt aber schnell, dass beide eigentlich das gleiche Schicksal haben und hatten. Nur dass die Geschichte von Gloria im Jahr 1959 stattfand. Damals war Gloria im gleichen Alter wie Hattie heute. Auch sie musste damals eine Entscheidung treffen. Gloria ist manchmal sehr zurückhaltend und anstrengend, aber auch sehr liebenswert. Das liegt nicht nur an ihrer Demenz, es hat auch mit ihrer Vergangenheit zu tun. Hattie wird von Kapitel zu Kapitel immer mutiger und verantwortungsbewusster. Man merkt einfach, sie macht sich große Sorgen um Gloria, denn je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr beginnt sie sie lieb zu gewinnen. Und sie hat große Angst, was aus Gloria wird, wenn sie sich an nichts mehr erinnern kann. Wird Gloria auch sie irgendwann vergessen?

Die Nebencharaktere sind hier sehr schön beschrieben und passen sehr schön in diese Geschichte. Die Geschichte von Hattie und Gloria ist eine humorvolle aber auch gleichzeitig traurige Geschichte. Die Autorin schreibt, dass es schon früher Vorurteile gegen helle und dunkelhäutige gab. Es gibt nicht nur heute diese Vorurteile, sondern es gab sie auch schon damals. Und das sollte einen doch zum Nachdenken anregen. Ich fand es schön, dass man die Kapitelanfänge mal aus der Sicht von Gloria geschrieben hat als sie in dem Alter war, wo ihr Schicksal begann und an das sie sich noch erinnert. Aber auch aus der Sicht von Hattie, wie sie heute lebt und wie sie sich fühlt. Der Buchtitel passt wunderschön zum Buch. Denn er zeigt, was ein Mensch, der an Demenz leidet fühlen muss. Ich fand am Ende den Epilog sehr schön. Die Autorin schreibt, wie sich Hattie damals entschieden hat, und was aus Gloria geworden ist. Und ich war von dem Ende sehr überrascht, denn ich hätte so nicht damit gerechnet. Aber es ist ein sehr schönes Happy End. Mich hat diese wunderschöne und Herz zerreißende Geschichte zu Tränen gerührt.

Bei „Morgen ist heute schon vorbei“ habe ich mir gedacht, die Autorin hat ein Thema gewählt, das nicht einfach ist. Alleine schon, weil es ein Roman für junge Leserinnen ist. Aber ich wurde nicht enttäuscht. Ich war sehr überrascht, wie sie die beiden Protagonisten beschrieben hat. Die Geschichte ist humorvoll, emotional, liebevoll, klug aber auch witzig und etwas für junge Leserinnen. Mich hat die Geschichte sehr nachdenklich gemacht, wie liebevoll die siebzehn jährige Hattie sich um die sehr exzentrische Gloria kümmert. Ich kann jedem, dieses Buch nur ans Herz legen. Ihr solltet auf alle Fälle Taschentücher bei euch haben, die werdet ihr brauchen.

*Erschienen bei rowolth *

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Autorin / Autor: sunlina - Stand: 1. Juli 2019