Schlechte Noten durch Social-Media-Nutzung?

Entwarnung! Universität Würzburg findet in Meta-Studie kaum Belege für den negativen Einfluss auf die Schulleistung

Wer ständig in sozialen Netzwerken rumhängt, hat weniger Zeit zum Lernen und schneidet in der Schule schlechter ab? Das ist möglicherweise nur ein Vorurteil. Professor Markus Appel, Psychologe und Inhaber des Lehrstuhls für Medienkommunikation an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) gibt Entwarnung: „Horrorszenarien über die mutmaßlich fatalen Auswirkungen von sozialen Netzwerken auf schulische Leistungen sind unbegründet“. Der Psychologe hat mit seiner Doktorandin Caroline Marker und Dr. Timo Gnambs von der Universität Bamberg 59 Studien zu Social Media-Nutzung mit insgesamt fast 30.000 jungen Menschen weltweit unter die Lupe genmommen. Studien zu diesem Thema weisen oft widersprüchliche Ergebnisse auf. Die einen sehen einen negativen Zusammenhang zwischen dem Social-Media-Verhalten von Jugendlichen und deren Schulnoten, die anderen einen positiven, manche finden überhaupt keine Zusammenhänge. Aus Sicht von Eltern und Pädagog_innen ist die Sache trotzdem meist klar: Zu viel Snapchat & Co. kann nicht gut sein für die Schullaufbahn. Doch wissenschaftlich lässt sich das kaum belegen.

*Vier Ergebnisse aus 59 Studien*
In ihrer Meta-Studie, also einer Studie, die die Ergebnisse anderer Studien vergleicht und analysiert, werteten die Wissenschaftler_innnen die Ergebnisse von 59 Untersuchungen aus und kamen dabei zu folgenden Erkenntnissen:

Schüler_innen, die sich in sozialen Netzwerken stark über schulbezogene Themen austauschen, zeigen leicht bessere schulische Leistungen.

Schüler_innen, die sich viel mit Instagram & Co. beschäftigen, während sie lernen oder Hausaufgaben machen, bringen leicht schlechtere Leistungen als andere Schüler. Diese Form des Multitasking scheint also eher ablenkend zu wirken.

Schüler_innen, die sich sehr oft in soziale Netzwerke einloggen, dort häufig Nachrichten und Fotos posten und damit insgesamt viel Zeit verbringen, haben etwas schlechtere Schulnoten. Dieser negative Effekt fällt allerdings nur sehr gering aus.

Schüler_innen, die besonders intensiv Social Media nutzen, verwenden nicht weniger Zeit aufs Lernen. Es gibt also keinen wissenschaftlich gesicherten Beleg dafür, dass Soziale Medien den Schülern wertvolle Zeit für die Vorbereitung auf die Schule stehlen.

*Was kam sonst noch heraus?*
Die Ursache-Wirkung-Frage konnte nicht geklärt werden. Führt etwa exzessive Social-Media-Nutzung zu schlechteren Noten, oder neigen schlechtere Schüler_innen eher dazu, ständig zum Handy zu greifen?

Insgesamt könne nach derzeitigem Wissensstand keine massiven Auswirkungen von Social-Media-Nutzung auf die Schulnoten festgestellt werden, resümmieren die Wissenschaftler_innen. Sie appellieren dennoch an Eltern, sich möglichst vorurteilsfrei mit ihren Kindern darüber auszutauschen, wie, wie oft und aus welchen Gründen sie soziale Netzwerke nutzen.

Diese Ergebnisse wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts erarbeitet, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 12. Februar 2018