Vorgetäuschter Blickkontakt

Eine Studie zeigt, wie schüchterne Menschen andere anschauen können ohne direkten Augenkontakt

"Schauen Sie Ihrem potenziellen Arbeitgeber in die Augen." Oder: "Wenn du dir sicher sein willst, dass ER der Richtige ist, suche den Blickkontakt zu ihm und du wirst es wissen". Immer wieder begegnet einem dieser Hinweis, sein Gegenüber nicht nur anzuschauen, sondern in seine Augen zu blicken. Was aber, wenn man zu schüchtern ist, oder wenn einen Augenkontakt dermaßen ablenkt, dass man keinen zusammenhängenden Satz mehr herausbringt? Eine neue Studie der Edith Cowan University zeigt nun, dass wir genauso gut ein Ohrläppchen, die Nase oder den Mund anschauen können. Mit Hilfe der Eyetracking-Technologie haben die ECU-Forscher_innen herausgefunden, dass Menschen nicht unbedingt in die Augen ihres Gegenübers schauen müssen, um im persönlichen Gespräch Blickkontakt herzustellen. Es scheint auszureichen, einfach irgendwo in das Gesicht oder um den Kopf herum zu blicken.
Eine super Nachricht für alle, die soziale Ängste erleben, wenn sie speziell auf die Augen einer anderen Person blicken sollen - oder wenn sie selbst angeschaut werden.

Blickkontakt wichtig in westlichen Kulturen

"Anderen direkt in die Augen zu schauen, gilt weithin als wichtige Kommunikationsfähigkeit in westlichen Kulturen", sagte Hauptautor Dr. Shane Rogers von der School of Arts and Humanities. "Die Leute glauben, wenn man nicht bereit dazu ist, in gegenseitigen Augenkontakt zu treten, mangelt es einem an Selbstvertrauen, Vertrauen in andere und auch an Glaubwürdigkeit. Die Ehrfurcht vor Augenkontakt wird jedoch nicht durch wissenschaftliche Beweise gestützt", so der Forscher.

In der Studie wurden vierminütige Gespräche mit 46 Teilnehmer_innen geführt, bei denen beide Parteien eine Brille trugen, die die Augenbewegung aufzeichnete. In etwa der Hälfte der Gespräche schaute der Forscher seinen Proband_innen direkt in die Augen, während er in der anderen Hälfte überwiegend auf den Mund schaute. Anschließend sollten die Teilnehmer_innen sagen, wie sehr sie die Gespräche genossen hätten. In der Tat hatte die "Mundgruppe" die gleiche Menge an Augenkontakt wahrgenommen und die Gespräche genauso sehr genossen wie die "Augengruppe". Für den Wissenschaftler ist das ein Anzeichen dafür, dass wir offenbar nicht in der Lage sind, genau zu bestimmen, ob uns jemand direkt in die Augen schaut oder nicht. "Menschen sind unsensibel bezogen auf den spezifischen Blickfokus ihres Partners. Schon allein der Blick auf ihr Gesicht wird als Blickkontakt wahrgenommen", so Dr. Rogers.

Wenn ihr also in das nächste Mal in die mündliche Prüfung, zum Bewerbungsgespräch oder zu einer romantischen Verabredung geht, macht euch hinsichtlich des Blickkontakts keine großen Sorgen  - es sei denn, euch packt die Neugier und ihr wollt herausfinden, welche Augenfarbe euer Gegenüber hat ;-)

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung