Was Lügner_innen wirklich verrät

Forscherin entwickelt Video-Spiel, das das Erkennen von Wahrheit und Lüge trainiert

Lügner_innen sind unruhig, vermeiden Blickkontakt und präsentieren übertrieben ausgearbeitete Geschichten? Das zumindest wird ihnen nachgesagt. Die Kommunikationswissenschaftlerin Norah Dunbar von University of California weiß, dass die besten Lügner_innen diese vermeintlich sicheren Lügenanzeichen nicht zwangsläufig zeigen und glaubt, dass Lügen-Mythen gefährlich sein können, weil sich auf die falschen Hinweise konzentriert wird und das zu falschen Urteilen führen kann. In vielen Bereichen des Lebens wäre es wichtig, Lügner_innen zu entlarven. Schwindelt der Bewerber? Lügt die Angeklagte? Hat der Patient gar keine Schmerzen, sondern versucht nur ein paar verschreibungspflichtige Medikamente abzustauben?

Zusammen mit ihrem Team hat Dunbar darum ein Videospiel mit dem passenden Namen VERITAS entwickelt, in dem das Erkennen von tatsächlichen Lügenzeichen trainiert werden kann.
Darin sollen die Spieler_innen in zwei verschiedenen Szenarien (Bewerbungsgespräch und Diebstahl am Arbeitsplatz) bewerten, ob eine Figur in einer Szene lügt oder die Wahrheit sagt. Die Spieler_innen sollten außerdem angeben, wie sie auf ihren Verdacht kommen. Begründeten sie ihr Misstrauen dann beispielsweise mit mangelndem Blickkontakt, dann belehrte sie das Spiel, worauf sie besser geachtet hätten.

*Leider gibt es keine Pinocchio-Nase*
Denn tatsächlich gibt es Anzeichen, die Lügner_innen doch verraten können. Dies sind keine wippenden Füße und auch keine Pinocchio-Nasen, wie die Forscherin erklärt, denn jede Person wird individuell lügen und andere Dinge tun. Menschen, die aktuell lügen, verraten sich durch ihr Verhalten aber dennoch. Lügen ist für das Gehirn eine Anstrengung, denn ständig muss sich der oder die Lügende vergewissern, was sie schon gesagt haben und ob sie sich widersprechen. Sie wiederholen sich darum häufiger, wiederholen auch oft die Frage des Gegenübers, bevor sie antworten oder reagieren mit Verzögerung auf Fragen. Das sind Zeichen für eine kognitive Belastung, die beim Lügen häufig auftritt. Auch eine gewisse Unsicherheit sieht Dunbar als Wink für eine unwahre Geschichte. Außerdem sind Lügner_innen oft angespannt. Sie wirken steif und starr, gestikulieren kaum, um möglichst wenig preiszugeben. Ein unnatürliches Verhalten, das ins Auge springen sollte. Dabei sei keines dieser Zeichen allein verlässlich, aber alle zusammengenommen, könnten einen Verdacht aufkommen lassen.

Dunbar ist überzeugt, dass eine spielerische Anwendung besser geeignet ist, das Erkennen von Lügen und Wahrheit zu trainieren, als Lehrbücher und Präsentationen. Ihre Testspieler_innen zumindest waren nach dem Spielen deutlich besser darin, zu erkennen, ob jemand die Wahrheit sagt und konnten ihr allgemeines Wissen über Täuschungen verbessern. Dunbar hofft, das Spiel noch um weite Szenarien erweitern zu können, weil die Fähigkeit Wahrheit und Lügen auseinanderzuhalten eine wichtige Fähigkeit in der medialen Kommunikation sei.

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Autorin / Autor: redaktion / Pressemitteilung - Stand: 12. Juli 2018