Was sich neckt, das liebt sich?

Forscher untersuchten, wie sich Lachen und Ausgelachtwerden in einer Partnerschaft auswirken

Wie haltet ihr es mit dem Humor in euren Beziehungen? Gehört ihr zu denen, die andere gern necken und könnt ihr darüber lachen, wenn über euch selbst ein bisschen gefrozelt wird? Oder versteht ihr eher keinen Spaß? Menschen reagieren sehr unterschiedlich darauf, wenn andere über sie lachen. Manche haben Angst davor, ausgelacht zu werden, weil sie das Lachen eher als negativ oder abschätzig interpretieren. Andere genießen es dagegen, im Mittelpunkt zu stehen und provozieren sogar bewusst Situationen, in denen über sie gelacht wird, weil das für sie ein Ausdruck der Wertschätzung ist. Manche empfinden auch Freude dabei, wenn man andere auslacht und zum Beispiel Scherze auf Kosten anderer macht. "Diese drei Eigenschaften sind Persönlichkeitsmerkmale, die in verschiedenen Ausprägungen und Kombinationen vorkommen können. Das kann zum Beispiel von kleinen Witzen bis hin zum Spott über andere reichen. Alle Eigenschaften sind bis zu einem gewissen Grad normal - auch die Angst vorm Ausgelachtwerden", erklärt der Psychologe Prof. Dr. René Proyer von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der eine Studie zum Thema Humor in Liebesbeziehungen durchgeführt hat.

Er und seine Kollegen fanden dabei heraus, dass wenn sich Liebespartner_innen in ihrem Umgang mit Lachen oder dem Ausgelachtwerden ähneln, sie eher zufrieden mit ihrer Beziehung sind. Haben Menschen eher Angst davor ausgelacht zu werden, sind sie mit ihrer Beziehung dagegen häufig weniger glücklich. Das überträgt sich auch auf ihren Partner und ihre Sexualität.

Für ihre aktuelle Studie führten die Psycholog_innen eine Online-Befragung mit 154 heterosexuellen Paaren durch. Die Teilnehmer_innen und Teilnehmer beantworteten dabei getrennt voneinander Fragen dazu, wie zufrieden sie mit ihrer Beziehung insgesamt sind, ob sich das Paar häufig streitet und wie zufrieden die jeweilige Person mit ihrem Sexualleben ist. Die Forscher_innen erhoben zudem, wie die Umfrageteilnehmer_innen damit umgehen, wenn über sie gelacht wird und ob sie gerne andere auslachen.

*Wer Lachen provoziert, ist offenbar zufriedener*
Für Menschen, die das Lachen über sich provozieren, beobachteten die Forscher_innen vor allem positive Effekte: "Frauen berichteten häufiger, mit ihrer Beziehung eher zufrieden zu sein und sich stärker von ihrem Partner angezogen zu fühlen. Für sie und ihre Partner galt zudem, dass beide mit ihrem Sexleben eher zufrieden waren", so Brauer weiter. Die Angst davor ausgelacht zu werden, wirkte sich dagegen eher negativ aus auf die Zufriedenheit in der Beziehung. Die Ängstlichen misstrauten ihrem Partner eher, was auch Folgen für den Partner hat: So gaben Männer häufiger an, dass sie mit ihrem Sexualleben eher unzufrieden sind, wenn ihre Partnerin Angst davor hatte, ausgelacht zu werden.

Umgekehrt konnten die Psycholog_innen für Menschen, die gerne über andere spotten, keinen Zusammenhang finden, bezogen auf die Zufriedenheit mit der Beziehung. Allerdings zeigte sich, dass sich die Paare häufiger streiten. "Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass diese Menschen gerne einmal über die Stränge schlagen und spöttische Kommentare äußern, die dann zu einem Streit führen können", so Co-Autor Kay Brauer.

Aber auch wenn frühere Studien gezeigt haben, dass viele Menschen bei der Partnerwahl großen Wert darauf legen, dass ihr_e Geliebte_r einen Sinn für Humor hat und gerne lacht - als alleiniges Merkmal zur Beurteilung einer "guten" Beziehung reiche ein ähnlicher Sinn für Humor nicht aus, so die beiden Forscher. Dafür seien die beobachteten Effekte allein nicht aussagekräftig genug. Wenn aber bekannt sei, dass einer der beiden Partner in einer Beziehung Angst vor dem Ausgelachtwerden hat, könnte das künftig bei der Paartherapie oder -beratung nützlich sein. Die Psychologen wollen in Folgestudien ihre bisherigen Ergebnisse mit den Angaben von Singles zum Umgang mit dem Lachen kombinieren.

Quelle:

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 17. Oktober 2018