Puzzeln für die Forschung

Mithilfe eines Spiels können alle mithelfen, die Bruchteile einer frühchristlichen Altarplatte zusammenzusetzen - eine Aufgabe, an der Generationen von Archäolog:innen gescheitert sind.

Ein Screenshot aus dem virtuellen Raum, in dem User:innen die Bruchstücke zusammensetzen können. Der Hintergrund zeigt die Umgebung des Ausgrabungsortes am Kirchbichl im Lavant. Bildquelle: CGV - TU Graz

Ihr puzzelt gerne und findet Archäologie spannend? Dann helft österreichischen Forscher:innen bei einem Steine-Puzzle, an dem Generationen von Archäolog:innen gescheitert sind und das auch Algorithmen ohne menschliche Hilfe offenbar nicht hinkriegen. Schwarmintelligenz soll es nun richten.

Forscher:innen aus Graz haben die Bruchstücke einer zerbrochenen Altarplatte digitalisiert, damit Bürger:innen sie auf der interaktiven Internetplattform „Open Reassembly“ gemeinsam zusammensetzen können.

Selbst spezialisierte Algorithmen können das Puzzle kaum lösen

„Die Bruchstücke sind weitgehend texturlos und teilweise erodiert, was die Rekonstruktion äußerst schwierig macht“, sagt Reinhold Preiner vom Institut für Computer Graphik und Wissensvisualisierung der TU Graz. „Ob zwei Fragmente zusammenpassen, lässt sich aufgrund der Erosion nicht immer eindeutig feststellen. Zudem sind nicht mehr alle Fragmente der Platte vorhanden. Daher können selbst auf solche Objekte spezialisierte Computeralgorithmen dieses Puzzle nicht zuverlässig lösen.“ Die Hoffnung ruht nun auf der Schwarmintelligenz interessierter Internetuser:innen.

Digitale Zwillinge aus Hunderten Fotos und geometrischen Daten

Für das Projekt wurden die Einzelteile der Altarplatte am Institut für Antike der Universität Graz digitalisiert. Dafür wurden von jedem Stück rund 100 Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven gemacht und mit Daten aus weiteren Messungen kombiniert. Die digitalen Zwillinge der Bruchstücke lassen sich auf der Internetplattform „Open Reassembly“ in alle Richtungen drehen und virtuell mit den anderen Teilen zusammensetzen. Die Teilnehmer:innen können selbst puzzeln und die Anpassungen anderer Mitspieler:innen bewerten. Gemeinsam, so die Hoffnung, kommt der Schwarm der Lösung Schritt für Schritt näher.

Die Wissenschaftler:innen wollen mit ihrem Projekt nicht nur die Altarplatte wieder zusammensetzen, sondern auch herausfinden, auf welche Weise so eine Zusammenarbeit am ehesten zu einem wahrscheinlich richtigen Ergebnis führt, welche Hilfestellungen das ganz beschleunigen können und ob dafür archäologische Vorkenntnisse erforderlich sind oder nicht. Und auch jenseits archäologischer Puzzle könnte die computergestützte Reassembly Methode eingesetzt werden, bei der eine Vielzahl von Menschen, unterstützt von Algorithmen, hochkomplexe Probleme löst.

Für die Teilnahme ist lediglich ein Desktoprechner mit Internetzugang, Maus und Tastatur nötig. Personenbezogene Daten werden bei der Registrierung nicht erhoben.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 29. April 2024