Erster Porno zwischen 12 und 14

Umfrage zur Erfahrung von Minderjährigen mit Sexting und Pornographie zeigt: Jede:r Dritte zwischen 11 und 17 Jahren (35%) hat bereits einen Porno gesehen, jede fünfte Person in dieser Altersgruppe hat schon selbst sexuelle Inhalte verbreitet

Pornos, Nacktbilder oder sexuelle anzügliche Inhalte sind im Netz weit verbreitet. Auch Kinder und Jugendliche kommen erschreckend oft mit ihnen in Kontakt - meist unfreiwillig. Das hat eine Befragung von über 3.000 in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren ergeben, die von der Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegeben und von KB&B Family Marketing Experts durchgeführt wurde.
Der Studie zufolge hat jede dritte Person im Alter von 11 bis 17 Jahren (35%) bereits einen Porno gesehen, jede fünfte Person in dieser Altersgruppe hat selbst schon "gesextet" (21%). Der Begriff Sexting setzt sich zusammen aus „Sex“ und „Texting“ und bezeichnet den Austausch erotischer Nachrichten, Fotos und Videos. Die Befragung hat gezeigt, dass die Konfrontation Minderjähriger mit pornografischen Inhalten häufig unfreiwillig geschieht und auch die eigene Sexualität und das eigene Sexting-Verhalten beeinflusst.

Pornos beeinflussen auch das eigene Verhalten

Ihren ersten Porno sahen die meisten Befragten zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr. Mädchen und Jungen unterscheiden sich in dieser Hinsicht kaum. Ein Viertel der befragten Minderjährigen, die schon mal Pornos gesehen haben, gibt an, dass ihnen pornografische Inhalte unfreiwillig gezeigt oder zugeschickt wurden. Dabei ist vielen nicht klar, dass diese Inhalte fiktional sind. Nur 33% der Befragten, die solche Inhalte schon einmal gesehen haben, bewerteten die meisten Pornos als unrealistisch. Unter 11 bis 13-jährigen Jungen sogar nur 19%.
Es hat sich außerdem gezeigt, dass 46% der Jungs die Handlungen oder Begriffe, die sie in Pornos zu sehen bekamen, selbst verwenden, wenn sie anderen sexuelle Inhalte schicken. Bei Mädchen ist dieser Zusammenhang deutlich schwächer ausgeprägt (17%).

Sexting sollte einvernehmlich sein – daran halten sich nicht alle

Außerdem kam heraus, dass Kinder und Jugendliche sexuelle Inhalte nicht nur sehen, sondern auch selbstständig verbreiten – häufig ohne den Empfänger oder die Empfängerin gefragt zu haben. 37% der Befragten, die schon einmal gesextet haben, berichten, dass sie selbst Sexting-Nachrichten verschickt haben, ohne vorher nach Zustimmung zu fragen. Hier zeigen sich besonders deutliche Geschlechts- und Altersunterschiede.

Fast zwei Drittel der befragten Jungen im Alter zwischen 11 und 13 Jahren (65%) geben an, so gehandelt zu haben. Im Vergleich dazu sind es nur 11% der 14-17-jährigen Mädchen. Auch mit Material, das ihnen zugeschickt wurde, gehen die Befragten nicht gleichermaßen verantwortungsbewusst um: 29% aller Befragten und 39% der 11-13-jährigen Jungen, die bereits gesextet haben, haben schon mal sexuelle Inhalte und/oder Nudes von jemand anderem weitergeleitet. Dabei kann es sogar rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, denn die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie ist strafbar.

Mehr Schutz für Kinder und Jugendliche

Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, fordert einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen: „Wie sollen Kinder und Jugendliche ein Verständnis für die gesetzlichen Grenzen von ‚sexueller Kommunikation‘ im Netz, also Sexting, entwickeln können, wenn sie bereits mit 14 regelmäßig und ungewollt mit stärksten Formen der Pornografie konfrontiert werden?" Das Durchsetzen der gesetzlichen Jugendmedienschutz-Standards könne angesichts dieser Zahlen gar nicht hoch genug bewertet werden, so Schmid.

2022 hatte die Medienanstalt NRW eine große an Jugendliche gerichtete Aufmerksamkeitskampagne zum Thema Safer Sexting gestartet.

Mehr zum Thema auf LizzyNet

Quelle:

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 1. September 2023