Sonnen- und Schattenseiten der Medien

Die JIM-Studie 2023 befragte 1200 Jugendliche nach ihren Erfahrungen im Netz und mit anderen Medien

Seit 25 Jahren werden für die sogenannte JIM-Studie Daten erfragt zum Medienalltag von Jugendlichen, und wie in den letzten Jahren auch schon stehen das Internet mit 95 % und das Musikhören mit 90 % an höchster Stelle in der medialen Freizeitgestaltung von Zwölf- bis 19-Jährigen. Auch nicht verwunderlich: Das meistgenutzte Gerät ist das Smartphone. Doch so schön und praktisch die Welt der Apps und Online-Dienste auch ist, erschreckenderweise berichtete jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge, dass sie oder er 2023 im Netz schon einmal sexuell belästigt worden seien. Fast ein Viertel der 1.200 befragten Jugendlichen wurde im letzten Monat vor der Befragung ungewollt mit pornografischen Inhalten konfrontiert. Gefragt nach der Plattform, auf welcher dies stattgefunden hat, nannten 35 Prozent Instagram, jede:r Fünfte TikTok, gefolgt von Snapchat mit 14 Prozent. Mädchen nannten deutlich häufiger Instagram und Snapchat an, während der Anteil bei Jungen bei TikTok höher liegt.

Ein weiteres Problem, das sich online potenziert: Fake News und Extremismus. 58 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen sind im letzten Monat vor der Befragung mit gefälschten Nachrichten in Kontakt gekommen, gut die Hälfte nahm beleidigende Kommentare wahr. Auch extreme politische Ansichten, Verschwörungstheorien oder Hassbotschaften sind viel zu sehr im Netz verbreitet: Etwa jeweils zwei von fünf Jugendlichen gaben an, dass ihnen solche Inhalte online begegnet sind.

Nutzungszeiten und Interesse am Weltgeschehen

2023 waren Jugendliche durchschnittlich 224 Minuten täglich online. Dabei nutzten sie insbesondere Messenger und Social Media. WhatsApp wurde von 94 Prozent regelmäßig genutzt. Instagram belegt mit 62 Prozent Platz zwei, gefolgt von TikTok mit 59 Prozent und Snapchat mit 49 Prozent. Facebook wird nur noch von 22 Prozent der Jugendlichen regelmäßig genutzt.

Knapp zwei Drittel der Befragten sind am aktuellen Weltgeschehen interessiert, 63 Prozent am Klimawandel, 54 Prozent am Ukraine-Krieg und 40 Prozent am Themenfeld Diversity/Vielfalt in der Gesellschaft. Die häufigsten Gelegenheiten, bei denen Jugendliche mit Nachrichten in Kontakt kommen, sind Gespräche im persönlichen Umfeld und die Nachrichten im Fernsehen und Radio. Hierauf folgen bereits YouTube, Twitter und Instagram als Nachrichtenquelle.

Auch das Thema KI ist bei Jugendlichen angekommen: 38 Prozent der Befragten gaben an, das Programm ChatGPT schon einmal selbst genutzt zu haben, weiteren 36 Prozent war die Anwendung in ihrer Funktion zumindest bekannt. Nur 15 Prozent haben explizit nichts von ChatGPT gehört.

Die gute Nachricht: Die Bedeutung des Buchs

Neben all den nicht so erfreulichen Nebenwirkungen des Medienkonsums stellt die JIM-Studie aber auch eine positive Entwicklung in den 25 Jahren ihres Bestehens fest. Trotz der riesigen Veränderungen in der Mediennutzung: Das Lesen von Büchern nimmt bei vielen Jugendlichen weiterhin einen wichtigen Platz ein. Während 1998 etwa 38 Prozent der Jugendlichen regelmäßig in ihrer Freizeit Bücher lasen, sind es aktuell immer noch 35 Prozent! Bei Mädchen war und ist das Lesen von Büchern nach wie vor beliebter als bei Jungen. Der Vorteil beim Buch: Es überschüttet einen nicht mit Hasskommentaren, und sexuelle Belästigung dürfte bei diesem Medium auch eher selten vorkommen ;-)

Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2023 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar.

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Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung - Stand: 1. Dezember 2023