There must be an angel

Engel scheinen in Mode gekommen zu sein und das nicht nur in der Weihnachtszeit

Es gibt den guten, den blauen, den schützenden, den gefallenen, die drei für Charly und wahrscheinlich noch unendlich viel mehr - Engel sind allgegenwärtig, sie sind unsere Schutzgeister, Boten Gottes und als Mittler zwischen Himmel und Erde unterwegs - das sagen jedenfalls diejenigen, die an Engel glauben. In den letzten Jahren wird viel über Engel geschrieben, werden Filme ("Rendezvous mit einem Engel", "Der Himmel über Berlin") und Werbespots für Lebensversicherungen gedreht, und es gibt immer mehr Menschen, die an geheimnisvollen Engelseminaren teilnehmen. In Deutschland glaubte einer Umfrage von 2000 zufolge fast jede dritte Person an die Existenz von Engeln, und viele beschreiben ihre Begegnungen mit den Himmelsboten in Büchern und Zeitungen. Engel scheinen in Mode gekommen zu sein und das nicht nur in der Weihnachtszeit.

Alles Esoterik oder was?

Woran liegt es, dass die geflügelten Lichtwesen plötzlich wieder wahrgenommen werden? Ist es die Sehnsucht nach Geborgenheit, die Lust auf die Erfahrung mit dem Übersinnlichem, der Verlust von religiösen Zusammenhängen oder die Suche nach einem Rettungsanker in schwierigen Zeiten? Auf jeden Fall sind Menschen, die eine Katastrophe erlebt haben, oder von einer schweren Krankheit heimgesucht worden sind, offener für das Thema, als jene, denen es gerade gut geht. Nach dem 11. September 2001, dem Anschlag auf das World Trade Center beispielsweise, nahm die Sehnsucht nach übersinnlichem Schutz vor Unglück und Katastrophen schlagartig zu. Das zeigen auch Verkaufsstatistiken von Esoterik-Geschäften. "Seit dem 11. September hat der Verkauf von Büchern über Engel angezogen", sagt Marion Keul, Firmenchefin des Internet-Versandhandels Esotheka in einem Interview mit der ZEIT.

Engel im Christentum

Woher kommt denn eigentlich die Vorstellung, dass es Engel gibt? Die Seite www.himmelsboten.de liefert folgende Erklärung: "Der Mensch kann Gedanken formen, die ausgesprochen oder auch unausgesprochen, aber mit Kraft gedacht, manchmal seine Wirkungen erfahren lassen. Der Mensch kann in seinen Gedanken in eine scheinbar ganz andere Welt tauchen, als er sich gerade mit dem Körper befindet. Sein Geist also bewegt sich mächtig und frei. Diese beiden Erfahrungen sind Erfahrungen des Menschen. Daher trifft man in fast allen Religionen der Welt, in fast der ganzen Religionsgeschichte auf das Phänomen, dass geglaubt wird, es gibt reine Geistwesen." Die christliche Lehre hat eine sehr ausgeprägte Engelkultur, wo es sogar eine "Hierarchie der Engel" gibt. Nach Augustinus (354-430) sind die Engel "erschaffene Weisheit, die Gott bei der Ausgestaltung der körperlichen Welten dienen". Sie seien schon am ersten Schöpfungstag, bei dem Ausspruch: "Es werde Licht!" erschaffen worden. Daher sind sie auch als Lichtgestalten dargestellt. Im Mittelalter schrieben viele Theologen kleinere Werke, in denen eine ganze Engellehre dargelegt wurde. Die Wissenschaft von den Engeln nannte man "Angelologie".

Engel im Islam

Aber auch in anderen Religionen sind die himmlischen Wesen heimisch. Im Islam beispielsweise ist es eine grundlegende Pflicht, an Engel zu glauben. Es gibt dort sogar unzählig viele von den sogenannten "Mala´ikas". Während die Paradiesengel den Gläubigen dienen und mit ihnen Freundschaft schließen, fügen die Engel der Hölle ihren BewohnerInnen Qualen zu. Gläubige Muslime gehen davon aus, ständig von den Engeln Gottes umgeben zu sein. Sie helfen ihnen, schützen sie, aber sie kontrollieren sie auch. So müssen die Engel im "Buch des Lebens" wie Beamte die guten und bösen Taten der ihnen zugeteilten Menschen festhalten.

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Autorin / Autor: ~rosi~ - Stand: 3. Dezember 2002