Was ich kenn, das ess ich

Studie: Erinnerungen beeinflussen unsere Entscheidung für oder gegen bestimmtes Essen

Will ich lieber Salzstangen oder Gummibärchen? Bei dieser Wahl entscheidet anscheinend nicht nur der Geschmack. Nicht immer wählen wir das, was wir lieber mögen. Manchmal sind es auch Erinnerungen, die uns zu dem einen oder anderen Snack greifen lassen. Wer von etwas zu viel hatte oder sich den Magen verdorben hat, kennt das Gefühl, dass man genau dieses Lebensmittel erst mal lange nicht mehr sehen oder gar riechen mag. Aber auch positive Gefühle verankern sich in unserem Kopf und beeinflussen, ob die Hand eher in die Chipstüte oder die Erdnussdose greift. Je besser wir uns an etwas erinnern, desto eher entscheiden wir uns dafür - auch wenn das Angebot weniger attraktiv ist als Alternativen. Das haben Wissenschaftler_innen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Universität Basel in einer Studie belegt, in der verschiedene Essensangebote zur Wahl standen. Mithilfe von Gehirnscans konnten die Forscher_innen zeigen, dass diesem Einfluss eine verstärkte Kommunikation zwischen den beteiligten Hirnarealen zugrunde liegt. Ihre Studienergebnisse sind jetzt in der Wissenschaftszeitschrift Neuron erschienen.

In der Studie hatten 30 hungrige, jüngere Testpersonen eine Aufgabe zu lösen, bei der sie zunächst 48 Snacks danach zu bewerten hatten, wie sehr sie sie mögen - etwa Chips und Schokoladenriegel, Salzgebäck und Gummibonbons. Anschließend mussten sie sich im Magnetresonanztomographen (MRT) wiederholt zwischen je zwei Essensangeboten entscheiden. Die Snacks wurden ihnen, verbunden mit bestimmten Orten, auf dem Computerbildschirm präsentiert. Bei der Entscheidung wurden dann aber nur die Orte gezeigt, sodass sich die Probanden an die dazugehörigen Snacks erinnern mussten.

Als Ergebnis bevorzugten die Probanden tendenziell Snacks, an die sie sich besser erinnerten. Mehr noch: Besser erinnerte Snacks wurden auch dann gewählt, wenn sie vergleichsweise unattraktiv waren, also von den Probanden initial schlecht bewertet wurden. Einzig Snacks, die jemand in der Bewertung sehr stark ablehnte, wurden nicht gewählt. Der Vergleichsgruppe mit ebenfalls 30 Probanden wurden die Snacks direkt im Bild präsentiert - bei ihnen deckte sich in der Regel die erste Bewertung mit der späteren Entscheidung.

Die neuronalen Mechanismen der gedächtnisbasierten Entscheidungen untersuchte die Forschungsgruppe mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) im UKE. Sie entwickelten ein mathematisches Modell, das den Entscheidungsprozess abbildet und den Einfluss des Gedächtnisses mit berücksichtigt. Damit konnten die Wissenschaftler die Stärke der gedächtnisbasierten Aktivierung während der Abspeicherung im Hippocampus bestimmen. Eine Analyse der Aktivierung während der Entscheidungen zeigte, dass eine verstärkte Kommunikation von Hippocampus, einer klassischen „Gedächtnis-Region“ und dem ventromedialen präfrontalen Kortex, einer „Entscheidungs-Region“, stattfindet.

Die Ergebnisse unterstreichen die Annahme, dass sich viele alltäglichen Entscheidungen wie zum Beispiel „In welches Restaurant“ gehen wir essen?“ auf den Abruf relevanter Informationen aus dem Gedächtnis stützen. Manche Entscheidungen sind also doch komplexer als angenommen – kein Wunder, wenn man sich bei manchen scheinbar unwichtigen Dingen wie der Essenswahl nur schwer entscheiden kann ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 28. Mai 2015