Fragen, nicht vorschreiben

Als Fragen formulierte Neujahrsvorsätze sind effektiver als das Vorschreiben eines bestimmten Verhaltens

Viele Menschen nehmen sich Ende Dezember vor, sich im neuen Jahr zu bessern und zu verändern, und meist sind ihre Vorstellungen sehr konkret. Die so entstehenden Neujahrsvorsätze sind berüchtigt dafür, nach spätestens zwei Monaten vergessen oder verdrängt worden zu sein. Damit sich dies ändert, haben einige amerikanische Marketing-Forscher den sogenannten „question-behaviour effect“ (Frageverhaltenseffekt) untersucht. Leider haben sie keine richtigen Tipps für Vorsätze, die man sich selbst stellt, sondern nur für den Einfluss auf das Benehmen anderer. Tja, so sind sie, die Marketing-Leute ;-).

Der erste Schritt auf dem Weg zu einer Veränderung im neuen Jahr ist, die Vorsätze nicht als Vorschriften, sondern als Fragen zu formulieren. Denn es stellte sich heraus, dass sich das Verhalten eher ändert, wenn man über sein zukünftiges Benehmen befragt wird. Also ist die Formulierung „Wirst du dieses Jahr Sport machen?“ effektiver als „Mach dieses Jahr Sport!“. Fragen versprechen einfach größeren Erfolg. Erfolg, der sogar bis zu sechs Monate nach Fragestellung anhalten soll.

Besonders effektiv ist die Methode anscheinend, wenn persönliche oder sozial erwünschte Normen bestärkt werden sollen, aber sie funktioniert sogar zur Beeinflussung des Konsumverhaltens. So kann etwa Einfluss auf den Kauf eines neuen Computers genommen werden.

Fragen können auf viele verschiedene Wege kommuniziert werden, etwa durch ein direktes Gespräch, Online-Medien oder eben Werbung. Am stärksten ist der Question-behaviour Effekt jedoch, wenn sie durch einen Fragebogen vermittelt werden, egal ob online oder handschriftlich, und, wenn mit „ja“ oder „nein“ geantwortet wird. Außerdem hat der Effekt größeren Erfolg, wenn kein Zeitrahmen vorgegeben wird, in dem das Zielverhalten erfüllt sein soll. Liegt also hier ein weiterer Grund für das Scheitern der guten Vorsätze zum neuen Jahr? Sollte man sich kein so genaues zeitliches Ziel setzen? Vielleicht sollten die Neujahrsvorsätze umbenannt werden in „Irgendwannvorsätze“, sodass kein so großer Druck zur Umsetzung entsteht?

Bevor ihr euch aber nun daran macht, das Verhalten anderer Menschen beeinflussen zu wollen, seid gewarnt: Die Methode scheint schlechter zu funktionieren, wenn ein Verhalten verändert werden soll, das die Zielperson häufig ausübt, oder wenn gar ein Laster bereinigt werden soll. Teilweise tritt sogar ein gegenteiliger Effekt ein, und die Probanden üben ihr Laster nach der Befragung noch intensiver aus als vorher. Also solltet ihr zum Beispiel vorsichtig damit umgehen, die Kochgewohnheiten eurer Eltern ändern zu wollen, denn am Ende bekommt ihr euer ungeliebtes Essen nur noch öfter vorgesetzt ;-).

Quelle

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Autorin / Autor: Jana Schaefer - Stand: 30. Dezember 2015