Mozart macht schlau und Zucker unaufmerksam?

US-Studie: Auch Lehrende erliegen sogenannten Neuro-Mythen

Mozart macht Kinder schlau, Legastheniker sehen die Buchstaben rückwärts, wir nutzen nur 10 % unserer Gehirnkapazitäten? Solche wundersamen und seltsamen Geschichten über das menschliche Gehirn sind einer aktuellen US-Studie zufolge nicht nur unter Laien weit verbreitet, sondern auch unter US-amerikanischen Pädagog_innen und Menschen, die bereits Kurse zu solchen Themen besucht haben. Obwohl diese Neuromythen nie belegt werden konnten oder sogar erwiesenermaßen falsch sind, halten viele daran fest. Gefährlich, finden die Forscher_innen, wenn es sich dabei um Leute handelt, die unterrichten und diese fragwürdigen Mythen dann  mit ihrem Unterrichtsstil auch noch bedienen.

Für ihre Untersuchungen hatten die Hauptautorin Kelly Macdonald und ihre Kolleg_innen über eine Online-Umfrage verschiedene Gruppen (Laien, Pädagogen, Menschen mit weiterführender Erfahrung in Neurowissenschaften) mit 32 Thesen zum Thema Lernen und Gehirn konfrontiert, darunter 15 weit verbreitete Neuro-Mythen. Darunter waren Behauptungen wie "Zucker macht Kinder unaufmerksamer" oder "Lernende lernen besser, wenn sie den Stoff in ihrem bevorzugten Lernstil präsentiert bekommen". Bei der Auswertung zeigte sich, dass selbst Leute, die schon viel Kontakt mit Neurowissenschaften hatten, dennoch dazu neigten, zumindest einige der Neuro-Mythen für wahr zu halten.
Am häufigsten glaubten die Befragten an den Lernstil-Mythos (besser lernen mit lernstilgerecht aufbereitetem Stoff) sowie an den Legasthenie-Mythos (Buchstaben falsch herum sehen). Auch dass bei Kindern, die lernen, ein Sinn besonders dominiert, ist eine beliebte, aber nicht belegte Annahme.

Wenn Pädagog_innen ihre Schüler_innen auf Grundlage falscher oder unbelegter Annahmen unterrichten, dann gibt das natürlich Anlass zur Besorgnis. Die Forscher_innen wollen darum ein spezielles Training für Pädagog_innen entwickeln, das mit solchen Mythen aufräumt.

Und wenn eure Lehrer_innen euch plötzlich mit den positiven Auswirkungen klassischer Musik oder den negativen von Süßigkeiten auf eure geistigen Fähigkeiten kommen, dann dürft ihr zu Recht skeptisch sein.

Die Ergebnisse der Studie wurde im Fachjournal "Frontiers in Psychology" veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 15. August 2017