Mit Bauchweh zum Orthopäden?

Repräsentative Umfrage: Jugendliche haben wenig Ahnung von Gesundheit

Antibiotika helfen gegen Viren und die Orthopädie ist auch für Organschäden zuständig? Viele Jugendliche haben nicht nur wenig Ahnung von Gesundheit, sondern teilweise auch komplett falsche Vorstellungen. Das hat eine aktuelle repräsentative Umfrage ergeben, in deren Rahmen 2.000 junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren zu ihrer Gesundheitsbildung befragt wurden. Beauftragt wurde der STADA Gesundheitsreport 2017 vom gleichnamigen  Arzneimittelhersteller.

Darin zeigten sich dem Auftraggeber zufolge "alarmierende Ergebnisse" und "bedenkenswerte Irrtümer" der „Generation Ahnungslos“:

  • Erkältung und Antibiotika: Nur 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen wissen, wie lange sie mit einer Erkältung ansteckend sind. 13 Prozent beenden Antibiotika-Behandlungen zu früh. 38 Prozent wissen nicht, was Antibiotikaresistenz bedeutet, und 36 Prozent denken fälschlicherweise, dass Antibiotika gegen Viren helfen.
  • Geschlechtskrankheiten: Das Wissensdefizit in diesem Bereich ist alarmierend. 85 Prozent der Teilnehmer wissen nicht, dass ungeschützter Sex sowohl HIV, Syphilis als auch HPV übertragen kann. Lediglich 54 Prozent nutzen immer ein Kondom, wenn sie mit einem neuen Partner schlafen.
  • Ärzte: 30 Prozent der Befragten wissen nicht, dass ein Gynäkologe hauptsächlich Frauen behandelt. 31 Prozent glauben fälschlicherweise, dass nur Männer zum Urologen gehen dürfen. Dass ein Orthopäde auch Organschäden behandelt, denken irrtümlicherweise 18 Prozent der Studien-Teilnehmer.
  • Gesundheitssystem: Rund 25 Prozent der jungen Erwachsenen glauben noch an die Praxisgebühr. 35 Prozent der Befragten haben keine Ahnung, dass Hausärzte von den Krankenkassen pro Patient bezahlt werden. Darüber, dass sich Krankenkassen auch aus den Beiträgen ihrer Versicherten finanzieren, sind sich nur 62 Prozent der Teilnehmer im Klaren.

Als Ursache machen die Autor_innen vor allem mangelnde Gesundheitsbildung in der Schule aus. Dort spiele Gesundheit kaum eine Rolle und was nicht in der Schule gelernt werde, werde nur selten aktiv nachgeholt. Die Lösung sei darum ein Schulfach Gesundheit, das im übgrigen nicht nur schon länger von Ministerien, Wissenschaftlern und Initiativen gefordert, sondern auch von 80% der Befragten gewünscht werde.

*Studie aus Großbritannien: Anatomiekenntnisse mangelhaft*
Eine eklatante Lücke im Wissen über Gesundheit bzw. Anatomie haben übrigens auch britische Wissenschaftler_innen um Adam M. Taylor von der Lancaster Medical School bei den 63 Befragten einer kleinen Studie ausgemacht. Dort sollten Testpersonen anhand eines blanken Körperumrisses bestimmen, wo welche Organe, Muskelgruppen oder Sehnen liegen, etwa das Gehirn, die Leber, die Lunge, die Achillessehne, der Pankreas, die Nieren oder der Bizeps.

*Nebennieren im Nacken*
Das einzige Organ, dass alle Testpersonen richtig bestimmten, war das Gehirn. Auch beim Bizeps waren sich die meisten sicher und lagen damit richtig. Bei den Nebennieren (engl: Adrenal gland) hingegen hatten weniger als 15% eine Idee. Die meisten glaubten, diese lägen im Hals. Insgesamt schnitten ältere Menschen dort besser ab als jüngere, auch wenn sie einen geringeren Bildungsgrad hatten, Männer waren versierter im Bestimmen von Muskeln als Frauen, aber nicht, wenn es um die inneren Organe ging.

Problematisch finden die Wissenschaftler_innen das vor allem, weil die Menschen so kaum in der Lage sind, ihren eigenen Gesundheiststatus zu beobachten und gegenüber einem Arzt zu beschreiben. Gesundheitskampagnen, die auf einzelne Organe abzielten (etwa Lebertag, Prostata-Tag) haben schließlich wenig Sinn, wenn kaum einer weiß, wo diese Organe überhaupt liegen. Auch im Rahmen dieser Publikation forderen die Wissenschaftler_innen eine verbesserte Gesundheitsbildung.

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 20. November 2017