Kenn ich, teil ich

Oft gesehene Falschmeldungen werden mit weniger moralischen Bedenken verbreitet

Grafik, die tratschende Menschen zeigt

Wer eine Falschmeldung öfter sieht, fühlt sich weniger schlecht, wenn er sie mit anderen teilt - selbst wenn klar ist, dass sie inhaltlich unwahr ist. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftler_innen der London Business School und der University of Southern California. Daniel A. Effron und Medha Raj hatten in fünf Experimenten ihre Testpersonen online die Überschriften von Fake News bewerten lassen. Sie sollten angeben, für wie unethisch sie es einschätzten, eine solche Nachricht zu verbreiten und mit welcher Wahrscheinlichkeit sie eine solche Nachricht teilen oder liken würden oder aber die Person blocken würden, die diese Nachricht gepostet hat.

Dabei zeigte sich, dass die Proband_innen Schlagzeilen, die sie mehrfach gezeigt bekamen, eher teilen und liken würden und das auch als weniger unethisch beurteilten als bei Schlagzeilen, die sie zum ersten Mal sahen. Allerdings erschienen ihnen die mehrfach gesehenen Fake News nicht als glaubwürdiger. Das bedeutet, dass oft gesehene Nachrichten nicht einfach eher geglaubt und darum hemmungsloser verbreitet werden, sondern es ist lediglich das Gefühl, das sich verändert. Eine oft gesehene Fake News teilt sich irgendwie ungenierter.

*Neue Stratgeien gegen Falschinformationen finden*
Die Forscher_innen verweisen darauf, dass darum die Strategien gegen Falschmeldungen möglicherweise überdacht werden müssen. Bisher wird versucht, den Menschen der Unterschied zwischen Fakten und Fake vor Augen zu führen. Sie sollen Informationen als solche erkennen und darum nicht teilen. Das nützt natürlich nichts, wenn sie durchaus wissen, dass die Informationen falsch sind, es sich aber irgendwie ok anfühlt, sie zu teilen. Die Forscher_innen vermuten, dass das Wiederholen von Fehlinformationen ihnen eine Art Wahrhaftigkeit verleiht, die die Menschen verleitet, ihnen einen moralischen Freibrief zu geben, auch wenn sie den Inhalt selbst nicht glauben.

Die Ergebnisse der Studie sind im Fachjournal Psychological Science erschienen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung