Klimafreundlich streamen - geht das?

Neue Studie: Videoübertragung über Glasfaser fast 50-mal effizienter als über UMTS

Netflixen, zoomen oder Bilder und Videos auf der Cloud speichern und ansehen – all das ist nicht nur superpraktisch, sondern verbraucht leider auch jede Menge Strom und erzeugt große Mengen an CO2. Allein durch die Corona-Pandemie stieg der Bedarf von Streaming-Diensten und Cloud-Gaming von Februar bis März 2020 um 30 Prozent! Im März 2020 wurde am weltweit größten Internetknoten in Frankfurt/Main (DE-CIX) ein Spitzenwert von 9,16 TBit (Terabit) Datendurchsatz pro Sekunde gemessen. Das entspricht der gleichzeitigen Übertragung von mehr als zwei Millionen HD-Videos und ist der höchste Wert, der dort je gemessen wurde.

Welche Auswirkungen auf das Klima genau damit verbunden sind, darüber lagen bislang keine belastbaren Zahlen vor, weil unterschiedliche Methoden eingesetzt wurden. Nun hat aber das Öko-Institut und das Fraunhofer IZM im Auftrag des Umweltbundesamtes konkrete Berechnungen vorgelegt, die sich aus Messungen in Rechenzentren und Daten aus technischen Datenblättern zusammensetzen. Dabei kamen interessante Erkenntnisse ans Licht: Streamt ihr euer Video in HD-Qualität, kommt es sehr auf die Übertragungstechnik an! Schaut ihr also übers Handy oder über den Laptop/den Fernseher mit WLAN-Anschluss, macht das einen Riesenunterschied.

*Streamen fürs Klima am besten mit Glasfaser*
Die geringste CO2-Belastung entsteht, wenn euer HD-Video bis nach Hause über einen Glasfaser-Anschluss gestreamt wird, mit lediglich 2 Gramm CO2 je Stunde Videostreaming für Rechenzentrum und Datenübertragung. Habt ihr zuhause noch Kupferkabel (VDSL) sind es 4 Gramm. Bei einer Datenübertagung mit UMTS (3G), also über das Handy sind es hingegen 90 Gramm CO2 pro Stunde. Erfolgt die Datenübertragung allerdings mit 5G Übertragungstechnik werden nur etwa 5 Gramm CO2 je Stunde emittiert.

*Mehr öffentliche WLAN Hotspots*
Was aber tun, wenn man unterwegs ist und kein WLAN in Sicht? „Aus Umweltsicht ist es eine gute Idee, mehr öffentliche WLAN Hotspots einzurichten, denn das ist klimafreundlicher als Streaming im Mobilfunknetz“, sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Im richtigen Netz und mit effizienteren Rechenzentren wachse auch der Klima-Vorteil von Home-Office und Videokonferenzen.

Es sei eine gute Nachricht für Film- und Serienfreund_innen, denn wer zu Hause über Glasfaser oder VDSL streamt, brauche kein schlechtes Klimagewissen zu haben, so Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. Weil die Datenmengen durch vernetztes Fahren, Heimkino oder Video-Konferenzen in den nächsten Jahren stetig wachsen, sei es wichtig, die klimafreundlichsten Übertragungswege zu finden.

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