Kommunikation ist alles!

Über vermeintlich schweres Gerät und die schönen Seiten des Jobs

Welche Erfahrungen machst du als Frau in diesem Beruf? Wirst du noch mit Vorurteilen konfrontiert? Oder sind die Zeiten endlich vorbei?

Es gibt beides. Zu Beginn meines Studiums wurde man durchaus damit konfrontiert "Sehr geehrte Herren, was die Damen hier wollen, weiß ich nicht..." OT Prof.). Die ersten Jahre im Beruf waren auch nicht immer leicht. Weniger, dass man direkt gemobbt wurde, es war eher die Unsicherheit insbesondere älterer Kollegen, wie man mit einer Frau "als Ingenieur" umzugehen hat. Zudem hat sich auch firmenpolitisch sehr viel verändert. Wurde man Mitte der 90er auch noch mit Pin-up Girls im Büro konfrontiert, gibt es seit ca. 10 Jahren ein "Diversity-Forum" bei Ford, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, Minderheiten (z.B. Frauen, ethnische Gruppen, Homosexuelle) im Werk zu integrieren und vor Belästigung  zu schützen.
Es gibt aber auch viele Situationen, in denen es überaus Spaß macht, als Frau in dieser Branche tätig zu sein, zumal man immer wieder für Überraschungen sorgen kann, mit dem das vielleicht vorurteilsbehaftete Gegenüber nicht rechnet.

Kannst Du Deinen Job mit einer Familie vereinbaren?

Ja – sehr gut!! Ich habe eine 4-jährige Tochter und bin 1 Jahr nach ihrer Geburt wieder Teilzeit ins Arbeitsleben eingestiegen. Aufgrund der langjährigen Berufserfahrung habe ich das auch nicht als Doppelbelastung empfunden – mit einer gewissen Routine fällt einem einiges leichter. Außerdem habe ich einen sehr flexiblen Chef, der selber zwei Söhne hat und eventuelle Probleme durch die Familie durchaus nachvollziehen kann. Ich arbeite mittlerweile 4 Tage die Woche – der Freitag ist frei und gehört mir! Das ist ein wunderbarer Ausgleich.

Das Schönste an deinem Job?

Mein Team!– Ich habe zwar nur ein kleines Team von 4 MitarbeiterInnen, aber neben der guten Zusammenarbeit verstehen wir uns auch privat sehr gut – das macht auch in Stresszeiten Spaß!

Und was fällt eher in den Bereich der unliebsamen Aufgaben?

Wie schon angedeutet, spürt gerade die Fahrzeugindustrie einen extremen Kostendruck in dieser Finanzkrise. Dadurch finden überall Einsparungen statt – das startet mit Unbequemlichkeiten, wie schlecht ausgestattete Arbeitsplätze, Einschränkungen bei Dienstreisen, Überstunden etc. kann aber auch bis zu Kündigungen von Leiharbeitskräften gehen – dass ist dann sehr unangenehm. Vor zwei Jahren musste ich eine langjährige Agenturkraft in England gehen lassen aufgrund von Budgetkürzungen. Da ich den Businessbereich für die gesamte Elektronik-Abteilung verwalte, werde ich mit solchen drastischen Einsparungen leider immer wieder konfrontiert und muss diese auch durchführen – die Schattenseite meiner Tätigkeit.

Bei Maschinenbau denken viele an großes schweres Gerät. Muss man "stark" sein, um Maschinenbauerin zu werden? Welche Fähigkeiten sollten Schülerinnen mitbringen, die Maschinenbau studieren?

Stark sollte man eher mental sein – nicht körperlich. Es ist kein leichtes Studium und schon eine hart umkämpfte Ellenbogenwirtschaft; natürlich männerdominiert. Dennoch sind die "Maschinenbauer" zwar manchmal etwas derb aber doch ehrlich und authentisch – ich mag das.
Wichtig ist es sicherlich ein gutes mathematisches, logisches Verständnis mitzubringen; es ist letztlich egal, ob das Fach Elektrotechnik, Thermodynamik oder Getriebelehre heißt – alles ist eine Form von Mathematik und logischem Denken. Im Job selbst hilft dann, wie in jeder Beziehung, "Kommunikation ist alles!" Wer viel fragt, erfährt viel!

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Autorin / Autor: Redaktion / Claudia Merz - Stand: 17. Juni 2010