Alles ist eins

Psychologische Studie: Nicht Religion, der Glaube an das große Ganze und, dass alles miteinander zusammenhängt, macht zufrieden

Sonne in der Hand

Wissenschaftler_innen haben sich in der Vergangenheit oft den Kopf darüber zerbrochen, ob und wenn ja, warum Religion die Menschen glücklich macht. In früheren Studien wurde nämlich häufig beobachtet, dass religiöse Menschen irgendwie zufriedener sind. Eine neuen Studie der Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Laura Marie Edinger-Schons von der Universität Mannheim kommt nun zu dem Schluss, dass es möglicherweise gar nicht so sehr die Religion ist, die zufrieden macht, sondern das Gefühl, dass alles eins ist ("Oneness"), das natürlich in religiösen Zusammenhängen oft eine Rolle spielt, aber auch ohne Religion vorhanden sein kann.

Edinger-Schons hat in ihrer Studie im Rahmen verschiedener Befragungen insgesamt an die 75.000 Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen oder nicht-religiöser Überzeugungen in Deutschland zu ihrer Lebenszufriedenheit und zu ihrer Einstellung zu der Idee eines Einsseins interviewt. So sollten sie etwa Statements bewerten, die den Gedanken des Einsseins zum Ausdruck bringen ("Alles in der Welt hängt mit einander zusammen und beeinflusst sich gegenseitig") und angeben, wie sehr oder wie oft sie sich selbst eins fühlen (mit anderen, mit der Natur usw.). Die Ergebnisse der umfangreichen Befragungen zeigten, dass der Glaube an ein zugrunde liegendes gemeinsames Prinzip und daran, dass alles und alle mit allem und jedem in Zusammenhang steht für eine höhere Lebenszufriedenheit sorgt. Dieser Oneness-Glaube erwies sich außerdem nicht als momentane Stimmung, sondern eher als Konstante. Die Testpersonen wurden teilweise nach einem längeren Zeitabschnitt ein zweites Mal befragt und wiesen dann stets ähnliche Werte auf wie bei der ersten Befragung.

Die Forscherin zeigte sich überrascht, dass unterschiedliche Religionen offensichtlich sehr unterschiedliche Ausprägungen des "Oneness"-Gedankens in sich tragen (Muslime hatten einen sehr hohen Oneness Score, Atheisten den niedrigsten). Insofern konnte auch hier der Faktor Religiösität keine wirkliche Vorhersage der Lebenszufriedenheit treffen. Edinger-Schon ist überzeugt, dass der Oneness-Faktor hier zutreffendere Vorhersagen schafft und dass es die Lebenszufriedenheit eher steigern könnte, wenn man diesen allgemeineren Glauben an eine große Einheit aller Dinge fördern würde. Denn wenn der Oneness-Faktor herausgerechnet wurde, blieb von den Vorteilen der traditionellen Religiosität nicht mehr viel übrig.

Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin Psychology of Religion and Spirituality erschienen.

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