Wie wird Demokratie bei uns gelebt?

Interview mit Anna Sorgalla und Elisa Mux zu Ihrem Film „#demokratiesindwir“

Screenshot #demokratiesindwir

Am 26.September ist Bundestagswahl. Für manche von euch ist es wahrscheinlich das erste Mal, dass ihr wählen gehen könnt. Das Recht auf freie und geheime Wahlen ist eines der grundlegenden Rechte in unserer Demokratie, über Jahre hart erkämpft und angesichts der weltweiten Krisenherde gar nicht so selbstverständlich, wie ihr vielleicht denkt. Anna Sorgalla und Elisa Mux haben sich mit den Fragen "Wie wird Demokratie bei uns gelebt? Was ist gut und was könnte besser sein?" beschäftigt und dies im Film #demokratiesindwir kreativ und eindrucksvoll umgesetzt. Ihr Film wurde für den diesjährigen Froschkönig, dem Innovationspreis für Nachhaltigkeit der ecosign/Akademie für Gestaltung, nominiert. Im Interview verraten Sie, warum das Thema Demokratie wichtiger denn je ist, was sie ausmacht und was wir besser machen können.

Wie seid ihr auf das Thema gekommen?

Wir haben uns im Rahmen des Projektes „Demokratie positionieren“ in Kooperation mit den Guten Botschaftern, der ecosign/ Akademie für Gestaltung und der FHD Dresden mit der Frage beschäftigt, was es eigentlich bedeutet, in einer Demokratie zu leben. Wir haben uns gefragt, wie Demokratie im Alltag aussieht und wie wir unser demokratisches Miteinander leben. Gerade im Jahr 2021 halten wir diese Fragen für relevanter denn je, nicht nur mit Blick auf die Bundestagswahl. Die Covid-19-Pandemie, alternative Fakten, Desinformation und strukturelle Diskriminierung stellen unsere Demokratie gegenwärtig auf die Probe. Wir haben uns zunächst mit den im Grundgesetz formulierten Freiheits- und Gleichheitsrechten auseinander gesetzt und uns anschließend gefragt:
Werden diese Rechte ausreichend gelebt? Ist das, was im Gesetzestext steht für alle demokratische Realität – und wenn nicht: Was können wir verbessern?

Eigentlich erwartet man bei einem Film zur Bundestagswahl das Thema Klimaschutz, das kommt hier gar nicht vor. Warum?

Klimaschutz ist zur Zeit ein viel besprochenes, diskutiertes und enorm wichtiges Thema. Unser gedanklicher Ausgangspunkt ist das Grundgesetz, in dem auch der Schutz der Umwelt und des Klimas in Art. 20a gesetzlich verankert ist – Wir denken, dass Demokratie nicht nur einen bewussten Umgang Miteinander, sondern auch einen verantwortlichen, nachhaltigen Umgang mit der Umwelt und den ökologischen Ressourcen beinhaltet. Das Ziel einer ganzheitlich nachhaltigen Gesellschaft kann nur erreicht werden, wenn Ökologie, Ökonomie und Soziales als tragende Säulen gleich gewichtet und miteinander gedacht werden.

Wen möchtet ihr mit dem Film erreichen? Und wie soll die Zielgruppe erreicht werden?

Durch den Film wollen wir insbesondere die Wertschätzung für unsere Demokratie und das Grundgesetz verstärken. Gleichzeitig wollen wir darauf aufmerksam machen, dass es noch einiges zu verbessern gibt. Die Verbesserungspotenziale zeigen wir anhand der statistischer Fakten auf, die konträr zu den Freiheits- und Gleichheitsrechten des Grundgesetztes stehen. Das, was im Grundgesetz vor 72 Jahren als demokratischer Idealzustand gesetzlich fixiert wurde, ist noch nicht überall Lebensrealität. Darüber müssen wir diskutieren. Ziel des Films ist, ein stärkeres Bewusstsein und ein Mehr an Wertschätzung für unsere Demokratie zu schaffen. Die Botschaft die wir dadurch vermitteln wollen:
Demokratie geht uns alle etwas an, sie muss gelebt und jeden Tag verantwortlich und miteinander, nicht gegeneinander gestaltet werden.

Der Film soll unter dem Hashtag #demokratiesindwir über Social Media verbreitet werden, um im digitalen wie auch im analogen Raum Diskurse anzustoßen, Impulse und neue Perspektiven zu liefern. Es war uns ein Anliegen, den Film als Medium demokratisch verbreitungs- und nutzungsfähig zu machen, auch um so viele Menschen wie möglich damit zu erreichen. Er spricht insbesondere jüngere Altersgruppen an, die auf Social Media vertreten sind und in der die Wahlbeteiligung noch viel höher sein könnte, als sie in den letzten Jahren war. Der Film funktioniert aber auch altersunabhängig und auch auf anderen Plattformen.

Screenshot #demoratiesindwir

Wie bzw. warum habt ihr gerade diese Protagonist_innen ausgewählt?

Bei der Auswahl der Protagonist_innen war es uns besonders wichtig, diverse Menschen zu Wort kommen zu lassen. Wir haben jede_n Einzelne_n gefragt, wie sie_er Demokratie erleben, wie sich Demokratie anfühlt, was verbessert werden sollte. Anschließend haben wir über Zahlen und Fakten gesprochen und diskutiert und uns gemeinsam die „demokratische Realität“ angesehen. Es war eine spannende und sehr aufschlussreiche Zusammenarbeit, in der wir durch die multiperspektivische Betrachtung des Themas viel gelernt haben.

Warum habt ihr den Film in Schwarzweiß gedreht?

Bei unserer visuellen Gestaltung haben wir mit einer neutralen Studio-Interviewszene gearbeitet. Die Bildsprache ist klar, präzise und kontrastreich. Das B-Roll-Material und die Musik sollen über das was gesagt wird Emotionen transportieren. Das schwarz-weiße Bild soll dabei als „demokratisches Stilmittel“ wahrgenommen werden und insbesondere die Gedanken des Art. 3 widerspiegeln, der die Gleichheit vor dem Gesetz, der Geschlechter und das Diskriminierungsverbot umfasst.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wir wünschen uns, dass der Film noch viele Menschen erreicht und dass sich jede_r Wähler_in und jeder Mensch in der Bundesrepublik den einzigartigen Wert unserer Demokratie bewusst macht. Wir alle tragen Verantwortung und können die Demokratie in der wir leben, jeden Tag mitgestalten.

Vielen Dank für das interessante Interview!

*Und jetzt schaut euch alle den Film an und geht wählen!*

Autorin / Autor: Redaktion/Anna Sorgalla und Elisa Mux - Stand: 6. September 2021