Die Tribute von Panem - Catching Fire

Eine gelungene und romangetreue Filmadaption mit starken Darstellern, die einige langatmige Stellen in der zweiten Hälfte allerdings auch nicht abwenden können.

Das Land Panem ist in Aufruhr. Seit Katniss es geschafft hat, das Kapitol zu überlisten und nicht als einziger Sieger aus den „Hungerspielen“ hervorzugehen, sondern ihren Freund Peeta zu retten, gilt sie als Hoffnungsträger und Gesicht der Rebellion. Denn die 12 Distrikte Panems beginnen allmählich, sich gegen die strenge Diktatur des Kapitols aufzulehnen.
Präsident Snow macht Katniss für diese Unruhen verantwortlich, da sie gezeigt hat, dass das Kapitol nicht unbesiegbar ist. Deswegen schwebt nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Familie und Freunde in großer Gefahr. Denn für Snow ist klar: Katniss muss aus dem Weg geräumt werden.
Was eignet sich dafür besser als das 75. Jubiläum der Hungerspiele, einer grausamen Tradition, bei der 24 „Tribute“, Kinder aus den Distrikten Panems, gegeneinander kämpfen müssen und es laut Regeln nur einen Gewinner gibt.
Katniss muss erneut in die Arena, doch diesmal steht sie keinen verängstigten Kindern gegenüber, sondern erfahrenen Kämpfern, den Siegern der vergangenen Jahre. Kann sie es erneut schaffen, der Arena lebendig zu entkommen und ihre Freunde zu retten? Werden die Rebellionen von Erfolg gekrönt sein, oder wird Panem ewig unter dem Regime des Kapitols leiden?

Noch düsterer als der erste Teil der „Tribute von Panem“-Trilogie von Suzanne Collins setzt „Catching Fire“ ein. Katniss (Jennifer Lawrence) wird noch immer von Alpträumen aus der Arena geplagt, sie muss weiterhin das tragische Liebespaar mit ihrem Mitsieger Peeta (Josh Hutcherson) spielen, während zu Hause ihre Jugendliebe Gale (Liam Hemsworth) auf sie wartet, und außerdem steht die Tour der Sieger an. Sie muss jeden Distrikt Panems besuchen und den Familien der Kinder, gegen die sie gekämpft hat, ins Gesicht blicken.

*Die erste Hälfte des Films stellt die zweite in den Schatten*
So eintönig das auch klingen mag, hier sind die mitreißendsten Szenen des Films zu finden. Denn zum ersten Mal trifft Katniss auf etwas, von dem sie bisher nur gehört hat: Die Rebellion. Die Menge ist es leid, den Lügen des Kapitols weiterhin Gehör zu schenken, und es ist spürbar, dass ein Konflikt unaufhaltsam ist. Auch in Katniss’ Distrikt werden die Truppen der „Friedenswächter“, die diesen Namen nicht wirklich verdient haben, verstärkt. Dem Volk soll jegliche Hoffnung genommen werden. Auf Grund dieser Szenen stellt die erste Hälfte des Films die zweite in den Schatten. Die Rebellionen und Aufstände des Volkes sind deutlich aufregender, und der Zuschauer hofft mit auf das überfällige Ende des Kapitols. Schade ist, dass dieser Handlungsstrang jedoch nach dem vielversprechenden Anfang fallen gelassen wird und in den Hintergrund tritt.

Ein Grund für die Schwäche der Arena-Szenen liegt darin, dass sie fast wie ein Remake des ersten Films wirken. So recht will hier keine Spannung aufkommen, denn die Szenerie ist zu bekannt, es wird zu sehr auf Action gesetzt, einige langatmige Stellen kommen auf. Zu dicht sind die Kämpfe angesetzt, zu oft und zu schnell hintereinander müssen sich die Hauptfiguren einer neuen Gefahr entgegenstellen. Kein Wunder, dass die Liste der Stuntleute länger zu sein scheint als die der Darsteller.
Gut eingesetzt sind hier aber sowohl Kamera als auch Musik. Es ist teilweise beinahe so, als würde man die Welt mit Katniss’ Augen sehen, und selbst die Stille vor der plötzlich einsetzenden Musik hat etwas Bedrohliches.

Besondere Erwähnung verdienen auch die außergewöhnlichen Kostüme. Mit ihrer Hilfe ist der Unterschied zwischen der Armut in den Distrikten und dem Überfluss im Kapitol leicht zu erkennen und sie unterstreichen die ohnehin schon komisch angelegten Figuren Effie Trinket (Elizabeth Banks) und Caesar Flickerman (Stanley Tucci), die die ernste Atmosphäre des Films zwischendurch gekonnt auflockern.

*Für Liebhaber des Buches sollte der Film keine Enttäuschung sein*
Allerdings setzen die Filmemacher die Kenntnis des ersten Buches oder zumindest des Films voraus, denn vor allem der Einstieg von „Catching Fire“ ist sehr rasant und könnte Neulinge leicht verwirren.
Für Liebhaber des Buches sollte der Film jedoch keine Enttäuschung sein. Sehr getreu folgt er der Romanvorlage, es wurde kaum gekürzt und sogar die Katze von Katniss’ Schwester wurde neubesetzt, da ihr Fell im ersten Film die falsche Farbe hatte.
Ein Gewinn gegenüber der Vorlage sind die Einblicke in das Geschehen im Kapitol. Präsident Snow hat eine Enkeltochter, die Katniss’ Frisur zur Schau stellt, und vor allem lernt man den undurchsichtigen Organisator der Hungerspiele näher kennen. Gespielt wird er von Philip Seymour Hoffman, der es schafft, die geheimnisvolle Aura dieses Charakters brillant einzufangen.

Sehenswert ist „Catching Fire“ allemal, auch wenn er nicht ganz an seinen Vorgänger heranreicht. Die beiden Hauptdarsteller scheinen wie für die Rollen gemacht, so authentisch wirken sie als starke, aufbrausende Katniss und nachdenklicher, zuvorkommender Peeta und auch Woody Harrelson als dauerbetrunkener Mentor Haymitch Abernathy liefert eine grandiose Darstellung.
Sowohl Cast als auch die Umsetzung der Romanvorlage überzeugen, und außerdem weckt „Catching Fire“ die Vorfreude auf den dritten Teil, in dem es nicht zurück in die Arena geht, sondern die Rebellion endlich den Hauptteil der Handlung einnimmt. Der einzige Wermutstropfen in dieser Vorfreude bleibt die Gewissheit, dass das Ende der Trilogie in zwei Filme geteilt wird, wie es gerade in Mode zu sein scheint.

Die Tribute von Panem – Catching Fire, USA 2013, 146 min, FSK 12, R: Francis Lawrence, D: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth

Wie hat dir der Film gefallen?

Mehr Filmbesprechungen unter

Autorin / Autor: Jana Schaefer - Stand: 20. November 2013