Film studieren

Annalena hat ihren Bachelor in Medienmanagement gemacht und studiert nun Film mit Schwerpunkt „Kreativ Produzieren“ im Bachelor in Köln, weil Filme produzieren ihr großer Traum ist.

Wie bist du auf diesen Studiengang gekommen?

Während ich Medienmanagement an der Universität zu Köln studiert habe, bin ich über den Rundfunk und verschiedene Praktika immer mehr in den Film- und Fernsehbereich gerutscht. Auch durch mein soziales Umfeld habe ich dann angefangen, mit einem Team kleine Filme in den Bereichen Musikvideo, Image und Unternehmensfilme zu drehen. Zum Ende des Bachelors hatte ich meinen Entschluss dann getroffen, noch mal „Film“ zu studieren, um die Zeit zu haben, mich auszuprobieren und die Grundlagen im Gewerk der kreativen Produzentin zu lernen.

Wie sieht denn dieses Studium aus? Welche Schwerpunkte gibt es?

Mein Fachbereich im Studiengang heißt „Kreativ Produzieren“. Um im Film oder Fernsehbereich zu arbeiten, ist ein Studium nicht unbedingt von Nöten. Man kann auch ganz unten in der Rangordnung anfangen und sich hocharbeiten. Wenn man aber Spaß daran hat, im behüteten Rahmen mit anderen Gleichgesinnten Filme zu drehen, in vielen tollen Seminaren mit vielen tollen Menschen sein Wissen zu erweitern und nach dem Studium direkt in einer höheren Position einzusteigen, ist ein Filmstudium genau richtig.

Meine Schwerpunkte im Studium sind die Stoffentwicklung, das Verkaufen von Stoffen, die Finanzierung von Filmen, die Übersicht und Verantwortung über Filmprojekte, die Organisation von Projekten, Filmrecht und auch das Drehbuchschreiben.

Unsere Semester gliedern sich immer in eine Projektphase und eine Unterrichtsphase. In der Unterrichtsphase haben wir Seminare zu allen möglichen Themen und Vorlesungen in Medienkultur- und Filmwissenschaften. In der Projektphase wird entweder ein Filmprojekt im gesamten Semester realisiert oder ein Projekt mit Bezug zum Schwerpunkt entwickelt. Zum Beispiel haben wir im vierten Semester ein dokumentarisches Serienkonzept entwickelt. Wenn wir Filme realisieren, finden wir uns Semesterübergreifend in Teams zusammen. Das Projekt beginnt dann mit der Stoffentwicklung, geht weiter mit dem Drehbuchschreiben, der Organisation des Projekts, dem Dreh und endet mit dem Schnitt des Films.

Was ist das Besondere an dem Studium?

Besonders an diesem Studium sind auf jeden Fall die Dozenten und Professoren, da die Lehrenden alle aus der Praxis kommen und selbst Filme realisieren. Zum Beispiel ist mein Professor Produzent und hat schon mal einen Oscar gewonnen, mein Dozent für Film & Recht arbeitet bei der wichtigsten Kanzlei für Filmrecht und vertritt namhafte Produzenten, Filmverleiher und Weltvertriebe und eine Dozentin für die Stoffentwicklung ist Drehbuchautorin und Dramaturgin. Die Liste lässt sich endlos fortführen. Eine zweite Besonderheit sind die kleinen Klassen. Im Schwerpunkt „Kreativ Produzieren“ sind wir zehn Studierende und damit sogar die größte Klasse an der Schule.

Welche Fähigkeiten und Interessen sollte man deiner Ansicht nach für diesen Studiengang mitbringen?

Man sollte auf jeden Fall eine Leidenschaft für Film haben und sich mit dem Medium gut auseinandergesetzt haben. Die meisten Schulen wünschen sich auch schon eine gewisse Vorerfahrung in den jeweiligen Schwerpunkten, das ist aber nicht immer so. In meiner Klasse treffen zum Beispiel ganz verschiedene Erfahrungsstände und Vorgeschichten aufeinander. Trotzdem ist es wichtig, dass man nicht mit der Idee „Ich möchte irgendwas mit Film machen!“ in die Bewerbung an einer Filmschule reingeht. Das reicht meistens nicht aus, um genommen zu werden. Das liegt zum einen an den wenigen Plätzen und zum anderen haben die Schulen den Wunsch, in den dreieinhalb Jahren die Filmemacher von morgen auszubilden und so wenig Studierende wie möglich auf dem Weg zu verlieren. Filme zu entwickeln ist unglaublich aufregend, spannend und inspirierend, aber auch unglaublich intensiv und anstrengend. Das wird oft unterschätzt, wenn man sich zu wenig mit dem Thema auseinandergesetzt hat.

Was macht dir in deinem Studium am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht mir die Entwicklung von Stoffen. Aus einer Idee oder einem Gedanken erst ein Konzept und dann eine Geschichte zu entwickeln ist ein unglaublich spannender Prozess, der vor allem in Teams großen Spaß macht. In sogenannten „Writers Rooms“ denken wir in kleinen Teams aus Produzenten, Dramaturgen und Drehbuchautoren über Geschichten nach, entwickeln sie weiter und schreiben die Drehbücher. Außerdem macht mir die Vernetzung mit den vielen Studierenden und Dozierenden besonders Spaß. Es ist sehr spannend, wenn man sich mit Menschen aus der Praxis heraus unterhalten kann. Außerdem sind es alles potenzielle Kontakte für das spätere Berufsleben.

Was für andere Schwerpunkte gibt es noch?

An meiner und den meisten anderen Filmschulen gibt es verschiedene Schwerpunkte, die in den Projekten dann zu Filmteams zusammenkommen. Neben dem Schwerpunkt des Produzenten gibt es auch noch Regie, Kamera, Drehbuch, Film- & Tonschnitt oder Editing, Szenenbild, VFX & Animation, Filmsound oder auch Filmproduktion. Wichtig ist, sich immer genau zu informieren, welche Schwerpunkte an welchen Schulen angeboten werden. Jedes Gewerk ist wichtig für einen Film und unverzichtbar. Man muss seinen Schwerpunkt finden, an dem man das meiste Interesse hat und kann sich dann gezielt bewerben.

An welchen Hochschulen in Deutschland kann man Film studieren und wie wird man aufgenommen?

Auch bei den Filmschulen gibt es große Unterschiede in der Ausrichtung. Zum Beispiel gibt es Schulen, die mehr kunstorientiert arbeiten und welche, die eher marktorientiert agieren. Insgesamt gibt es in Deutschland zehn anerkannte Filmschulen. Sie sind im sogenannten CILECT-Verband. In diesem befinden sich weltweit die Schulen, von denen der Abschluss auf der ganzen Welt anerkannt ist. Ich würde mich immer für so eine Schule entscheiden, da Schulen außerhalb dieses Verbandes oftmals viel Geld kosten und der Abschluss am Ende belächelt und nicht wirklich anerkannt wird. Die zehn Schulen sind die ifs internationale filmschule köln, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), Fachhochschule Dortmund (Fachbereich Design), Filmakademie Baden-Württemberg, Ludwigsburg, Filmuniversität Babelsberg, Hamburg Media School, Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF), Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation an den Standorte München und Köln und die Mediadesign Hochschule in Berlin, München, Düsseldorf. Davon sind die meisten Schulen staatlich und haben normale Studiengebühren. Dazu gehören zum Beispiel die HFF, Filmakademie Baden-Württemberg, die Fachhochschule Dortmund, die KHM oder auch die Filmuniversität Babelsberg. Ich selbst studiere an der ifs. Diese Schule ist halb staatlich und halb privat, sodass bei mir die Studiengebühren deutlich höher sind als bei den staatlichen Schulen.

Bei allen Filmschulen kommt man über eine Aufnahmeprüfung rein. Zuerst gibt es eine schriftliche Bewerbung mit verschiedenen Aufgaben. Das können Texte über einen selbst sein, über verschiedene Filme und den Markt oder über das Schreiben von Stoffen. Ich musste außerdem einen ein-minütigen Film über das Thema Pluralismus drehen. Nach diesem ersten Schritt werden einige dann zu einer Aufnahmeprüfung eingeladen, die an den Schulen selbst stattfindet und meistens über eine Woche geht. Hier werden dann Teamaufgaben gestellt und Einzelgespräche geführt. Am Ende werden dann eine Handvoll Studierende pro Fachschwerpunkt aufgenommen, meistens zwischen acht und zwölf Studierende. Einzige Ausnahme ist die Fachhochschule Dortmund. Dort gibt es nur die beiden Schwerpunkte Film oder Sound und es werden bis dreißig Studierende pro Fachschwerpunkt aufgenommen.

Es gibt auch den Master an manchen Schulen. Allerdings ist der für einen Einstieg ins Berufsleben nicht relevant, weswegen ihn die meisten auch nicht studieren. 

Ohne…. geht in diesem Studium gar nichts!

Eine Liebe für gute Geschichten und den Biss, über eine lange Zeit mit denselben Geschichten auch zu arbeiten!

Was ist denn der typische Traumberuf einer Kreativen Produzentin (wenn es sowas gibt)?

Es ist schwierig, einen typischen Traumberuf festzumachen, da es auf den jeweiligen Typ Mensch ankommt. Man kann als freie Produzentin mit eigener Firma arbeiten und sich seine Aufträge suchen oder eigene Stoffe entwickeln, verkaufen und finanzieren. Dann hat man deutlich mehr Risiko. Man kann aber auch als Creative Producerin angestellt werden und Stoffe einer Firma entwickeln und begleiten. Dann kann man sich selbst vielleicht weniger kreativ ausleben, aber trotzdem viele spannende Stoffe vor allem im Fernseh- und Streamerbereich umsetzten.

Und deiner?

Ich möchte gerne nach dem Bachelor als freie Produzentin am liebsten selbst Stoffe finden, entwickeln, finanzieren und umsetzten. Ein Traum wäre es, einmal einen eigenen Kinofilm zu realisieren.

Dein Tipp für alle, die mit dem Gedanken spielen, Film zu studieren?

Glaubt an euch und traut euch die Bewerbung zu!

Autorin / Autor: Annalena Liesner - Stand: 26. Juli 2023