Grünes Licht bei Rot

Forscher_innen erklären, warum wir eine Vorliebe für rote Lebensmittel haben – oder auch nicht

Gemüse

Bei der Essenswahl ist es wie bei einer umgekehrten Ampel: Rot heißt "nur zu", Grün hingegen heißt "besser nicht". Anscheinend vertrauen wir auf einen Farbcode, wenn wir beurteilen müssen, ob ein Lebensmittel nahrhaft ist. Zu "Rot" greifen wir dabei besonders gerne, als würde das Lebensmittel schreien "es lohnt sich, mich zu essen", wie eine Studie der International School for Advanced Studies (SISSA) in Trieste zeigt.

Der Mensch sei eher ein visuelles Wesen, nicht so wie etwa der Hund, der sich auf den Geruch verlässt. Doch worauf achten wir beim Essen? Vor allem auf die Kaloriendichte, Nährwerte und  Proteingehalt, schreiben die Forscher_innen um Francesco Foroni im Fachmagazin Scientific Reports. Um diese Werte einschätzen zu können, helfe uns die Farbe weiter. "Je röter ein unverarbeitetes Nahrungsmittel, desto wahrscheinlicher ist es nahrhaft, wohingegen grüne Lebensmittel tendenziell eher weniger Kalorien haben", sagt Foroni. Unser visuelles System sei deutlich an diese Regelmäßigkeit angepasst. Dies bestätigte sich in einem Experiment, in dem die Teilnehmer_innen rotes Essen als deutlich kalorien- und nährstoffreicher einschätzten als grünes. Mit ihrer Einschätzung lagen sie auch meist richtig.

"Manchen Theorien zufolge hat sich unser visuelles System so entwickelt, damit wir besonders nahrhafte Beeren, Früchte und Gemüse von Dschungel-Laub unterscheiden können", erklärt Raffaella Rumiati. Anscheinend haben wir immer noch evolutionäre Mechanismen verinnerlicht, die entstanden sind, bevor der Mensch das Kochen erlernt hat. In der Entwicklungsgeschichte des Menschen war nämlich derjenige im Überlebensvorteil, der ein besonders gutes Auge für energiereiche Nahrungsmittel hatte.

Den Blick für Energiereiches haben wir also immer noch, wie das Experiment vermuten lässt. Nur die Einstellung gegenüber kalorienreichen Lebensmitteln dürfte sich in unserer Überflussgesellschaft geändert haben ...

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 17. November 2016