Liebestöter Smartphone?

Studie: "Pphubbing" sorgt für Unzufriedenheit in der Beziehung und im Leben

Du musst dich als coole App verkleiden, damit dein Schatz dir in die "Augen" sieht? Dein_e Partner_in platziert das Smartphone bei einem Gespräch mit dir immer so, dass er/sie ständig auf den Bildschirm gucken kann? Wenn ihr durch die Straßen bummelt, ist das Smartphone immer in seiner/ ihrer Hand? Dann bist du ein Opfer von Pphubbing - eine Wortschöpfung, die für partner phone snubbing steht, was wiederum dafür steht, dass man seinen Partner wegen extrem unhöflicher Smartphonenutzung vor den Kopf stößt.

Wissenschaftler_innen der Baylor University haben die Auswirkungen von Pphubbing auf Beziehungen und das allgemeine Wohlbefinden genauer unter die Lupe genommen. Insgesamt 454 Erwachsene wurden in der Studie zu ihrem Smartphone-Beziehungsverhalten befragt.
Zunächst entwickelten die Wissenschaftler_innen anhand von Befragungen eine Art Partner Phubbing Scale, eine Skala typisch unhöflichen Smartphoneverhaltens in der Partnerschaft - etwa wenn in jeder noch so kurzen Gesprächspause erst mal das Handy gecheckt wird oder das Handy erst gar nicht aus der Hand gelegt wird, obwohl man gemeinsam etwas unternimmt. Für die Forscher_innen war es wichtig, für ihre Studie eine eigene Skala zu entwickeln, weil Pphubbing ihrer Ansicht nach grundsätzlich einen anderen Charakter hat als andere (problematische) Smartphone-Nutzungen wie z.B. die Handysucht.

*In der Hälfte der Beziehungen wird "gephubbed"*
Mit Hilfe ihrer Skala befragten die Forscher_innen dann 145 Erwachsene, die Liebesbeziehungen hatten, zu Handy-Konflikten in der Partnerschaft, zu ihrer Zufriedenheit mit der Beziehung und mit ihrem Leben, zu ihrem Bindungsstil und der Neigung zu Depressionen. 46.3 % der Befragten gaben dabei an, dass ihr_e Partner_in sie "phubbed", 22,6 % meinten, dass das zu Konflikten in der Beziehung führe und 36,6 % gaben an, sich deswegen manchmal depressiv zu fühlen. Lediglich 32 Prozent gaben an, in der Beziehung rundum zufrieden zu sein.

Die Forscher_innen schlussfolgern, dass es ein Irrglaube sei, zu meinen, so eine kurze Ablenkung durch das Handy sei keine große Sache. Denn die Ergebnisse zeigten, dass je öfter das Beisammensein durch das Handy unterbrochen oder gestört werde, desto geringer sie die Wahrscheinlichkeit, dass der/die Parter_in noch mit der Beziehung zufrieden sei. 

Wenn auch die Aussagekraft dieser Studie begrenzt ist, zeigt sie doch anschaulich, dass die ständige Abgelenktheit für das Gegenüber verletzend sein und Konflikte verursachen kann, die in eine geringe Zufriedenheit mit der Partnerschaft münden. Diese wiederum kann zu einem allgemeinen Sinken des Wohlbefindens und zu Depressionen führen.

Auch ohne wissenschaftliche Befragung kann man sich denken, dass der ständige Griff zum Handy Gift für romantische Situationen ist. Wer will schon, dass sein Schatz beim Date ständig mit anderen kommuniziert und langweilige Statusmeldungen des weit gefassten Freundeskreises interessanter findet, als den direkten Kontakt zu einem geliebten Menschen? Da die Smartphone-Nutzung eine immer größere Rolle in immer mehr Lebensbereichen spielt, könnte sie letztlich zum Beziehungskiller Nr. 1 werden. Oder aber das Smartphone wird selbst irgendwann der "romantische" Partner des Menschen. Da ist die ungeteilte Aufmerksamkeit dann wenigstens sicher.

Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "Computers in Human Behavior" veröffentlicht.

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Phubbing

Autorin / Autor: Redaktion / eurekalert.org - Stand: 21. Oktober 2015