Rot sehen, Dummheit begehen?

Studie: Bestimmte Persönlichkeitstypen lassen sich von der Warnfarbe Rot eher verleiten als abschrecken

Gefahrenschilder und Warnleuchten sind rot. Sie sollen Menschen über mögliche Risiken informieren und dazu bewegen, sich zu ihrem eigenen Schutz an Regeln zu halten. Was aber, wenn die Farbe Rot genau das Gegenteil bewirkt? Wenn sie den Rebellen in uns weckt? Uns geradezu anstachelt, gegen Regeln zu verstoßen?

Dieser Frage sind Forscher_innen der University of Illinois nachgegangen. Ihre Studie wurde inspiriert von einer Anfrage einer niederländischen Kinder-Hotline, die die Forscher_innen um Hilfe bat. Zu viele Anrufer_innen wollten sich bloß einen Spaß machen und hatten keinerlei Interesse an einer echten Beratung.
Die Forscher_innen erprobten nun, ob die Farbgestaltung der Chat-Seite etwas daran ändern könnte. Ein weißer, ein blauer und ein roter Hintergrund erschien, während die Nutzer der Beratungsstelle auf einen Gesprächspartner warteten. Die Forscher_innen vermuteten, dass Quatsch-Gespräche im roten Chat weniger stattfinden würden als in den anderen - signalisiert doch die Warnfarbe Rot ein ernstes Anliegen. Das Gegenteil aber war der Fall. Bei rotem Hintergrund gingen die meisten Blödsinnsanfragen ein.

Die Forscher_innen erkannten, dass die Farbe Rot aber nicht bei allen gleichermaßen eine derart unerwünschte Wirkung hat. In einer weiteren Studie kamen sie nämlich dahinter, dass sich offensichtlich nur bestimmte Persönlichkeitstypen von Rot zu Dummheiten verleiten lassen, nämlich solche mit einem hohen Grad an "Sensation Seeking". Menschen, die ständig auf der Suche nach einem neuen "Kick" sind und immer wieder neue Herausforderungen und Anregungen brauchen, sind den Forscher_innen zufolge möglicherweise anfällig dafür, bei rot rebellisch zu werden.

Ob Rot nun tatsächlich als Farbe an sich die hier beschriebene Wirkung erzeugt oder eher das, wofür sie steht (Gefahr, Verbot), bleibt unklar. So oder so könnten aber Anti-Tabak oder Safer-Sex-Kampagnen nach hinten los gehen, wenn sie zu stark auf die Wirkkraft von Rot setzen. Auch Warnschilder (Nicht schwimmen, Gefahr, bissige Haie ;-)) könnten damit eine unerwünschte Wirkung haben. Vor allem für Persönlichkeiten mit einem hohen Grad an Sensation Seeking ist die Farbe Rot kontraproduktiv, glauben die Wissenschaftler_innen. Sie fühlen sich offenbar von der Farbe eher angestachelt, mal wieder ein Risiko einzugehen. Ob dies auch auf Warnhinweise auf Lebensmitteln zutrifft, müsse erst noch erforscht werden.

Die Studie erscheint 2017 im "Journal of Consumer Psychology".

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung via eurekalert.org - Stand: 12. Juli 2016