Synchrone Sympathie

Studie der Uni Graz zeigt Einfluss von Musik auf soziales Verhalten

In der Disco, beim Einsteigen in die U-Bahn oder beim Shoppen in dicht bevölkerten Einkaufsstraßen - überall, wo viele Menschen sich bewegen, müssen wir unsere Bewegungen auf die der anderen abstimmen – und das binnen Millisekunden. Psycholog_innen der Uni Graz haben nun in einer Studie gezeigt, dass Musik dieses Verhalten fördert und zusätzlich den Zusammenhalt verstärkt.

„Wenn mehrere Personen ihre Bewegungen synchronisieren, wirkt sich das positiv auf die Kooperation und das Zusammengehörigkeitsgefühl aus“, erklärt Dipl.-Psychologe Jan Stupacher vom Institut für Psychologie der Uni Graz. In seiner Studie untersuchte er, ob es die Musik ist oder ob es auch der Schlag eines Metronoms sein könnte, der diese sogenannten prosozialen Effekte verstärken kann. Das Ergebnis: „Die Musik kann diese Wirkung tatsächlich erreichen. Wenn sich die Menschen in deren Takt bewegen, entstehen die intensivsten sozialen Verbindungen“, fasst der Autor zusammen. Anwenden können man die Erkenntnisse in allen Bereichen, wo Zusammenhalt entstehen soll – von der Kinderkrippe bis ins Seniorenheim. „Speziell für Menschen mit Problemen im sozialen Umgang oder für Gruppen mit starkem Konfliktpotenzial kann die zusammenschweißende Funktion gemeinsamer Bewegung zur Musik genutzt werden. Da die Kommunikation auf nonverbalem Weg stattfindet, gibt es zudem keine sprachlichen Grenzen“, führt Stupacher aus.

*Der Versuch*
Für die Untersuchungen sahen die Proband_innen zwei Strichfiguren nebeneinander gehen und sollten sich vorstellen, selbst eine davon zu sein, während die andere eine unbekannte Person repräsentierte. Diese Videos waren mit Musik, Metronomschlägen oder Stille hinterlegt, wobei sich die Figuren entweder synchron bewegten oder eine aus dem Takt war. Die Versuchspersonen sollten die Nähe und die Sympathie des Gegenübers sowie das eigene Wohlbefinden bewerten. Herauskam, dass alle drei Werte bei Musik im Hintergrund höher waren als mit Metronombegleitung. Geriet die andere Figur aus dem Takt, senkte das bei musikalischer Untermalung deren Sympathiewerte. War hingegen nur das Metronom zu hören, passierte nichts dergleichen.

*Zusammenhalt durch synchrone Bewegungen*
„Synchrone Bewegungen mehrerer Menschen erhöhen deren Vertrauen und Zusammenhalt. Sowohl Musik als auch abgestimmte Schritte und Gesten können mit der Ausschüttung gewisser Hormone in Verbindung gebracht werden, die die Bindung untereinander fördern“, erläutert der Psychologe die Hintergründe. Im Gegenzug wird unrhythmisches Verhalten möglicherweise als Verstoß gegen soziale Regeln empfunden. Beides scheint allerdings nur dann zu funktionieren, wenn die Klänge auch gefallen.

Die Untersuchungsergebnisse werden in der September-Ausgabe des Journal of Experimental Social Psychology veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 22. August 2017