Teams im Gleichklang

Kolleg_innen können durch gemeinsame Arbeit körperliche Verbundenheitsgefühle entwickeln

Wir kennen es von Liebenden oder Musiker_innen: Wenn`s gut läuft, fühlt man sich verbunden, fast wie ein Körper. Das ist nicht nur ein eingebildetes Gefühl, sondern messbar an Atmung und am Herzschlag. Das gleiche Phänomen haben jetzt Wissenschaftler der Aarhus Universität in Dänemark und Forscher des Max-Planck-Instituts für emprirische Ästhetik in Frankfurt bei Menschen entdeckt, die zusammen arbeiten. Je angenehmer die Teamwork von den Kolleg_innen empfunden wird, desto mehr glichen sich die elektrische Leitfähigkeit ihrer Haut und die Aktivität ihrer Gesichtsmuskeln an.

Um die Angleichung der Körperfunktionen in Teams wissenschaftlich zu untersuchen, ließen die Forscher am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik Versuchspersonen Origami-Boote falten. In Gruppen von jeweils drei Versuchsteilnehmer_innen sollten sie in einer vorgegebenen Zeit so viele Origami-Boote wie möglich basteln. Das Ganze geschah nach dem Fließband-Prinzip, wobei sie die Faltschritte untereinander aufteilten. Nach einer Weile durften die Gruppen entscheiden, ob sie für die verbliebene Zeit eine neue Falttechnik ausprobieren oder bei der alten Methode bleiben möchten. Am Ende gaben die Teilnehmer_innen auf einem Fragebogen an, wie sehr sie sich ihrer Gruppe verbunden fühlten und wie sie die Zusammenarbeit empfunden hatten.

Während des Experiments maßen die Forscher_innen Herzschlag, elektrische Leitfähigkeit der Haut und die Aktivität zweier Gesichtsmuskeln, die für positve und negative Emotionen stehen. Dabei stellten sie fest, dass sich bei Teammitgliedern sowohl die Aktivität des Zygomaticus major, eines Gesichtsmuskels der beim Lächeln eine wichtige Rolle spielt, als auch die Leitfähigkeit der Haut, ein Indikator für Erregung, synchronisierten. Für die Wissenschaftler_innen war das ein Beweis dafür, dass die Proband_innen positive Emotionen zusammen erlebten und zur gleichen Zeit entweder angespannt oder entspannt waren. Das Experiment ergab auch, dass die Muskelaktivität sich umso eher anglich, je besser die Zusammenarbeit war.

Die Daten erlaubten sogar vorherzusagen, wie sich die Teilnehmer_innen bezogen auf den Wechsel der Falttechniken entscheiden würden. Gruppen, deren Muskelaktivität häufig übereinstimmte, waren eher zufrieden und blieben häufig bei der ursprünglichen Origamifalttechnik, während Gruppen mit geringer Übereinstimmung sich häufiger entschieden zu wechseln. Eine weitere interessante Erknntnis war, dass unabhängig davon, wie die Gruppen zuvor zusammenarbeiteten, die Synchronzität bei der Umstellung auf die neue Methode meist abnahm. Beim Einstimmen auf die neue Technik geriet der Gleichklang der Körperfunktionen also aus dem Takt. Andersherum konnten die Forscher_innen aber auch an der Synchronisation der Hautleitfähigkeit, ein Maß für die psychische Anspannung und Stress, erkennen, ob es Probleme innerhalb der Gruppe gab.

Um herauszufinden, wie sich die verschiedenen Parameter in Abhängigkeit von Verhalten und Stimmung der Gruppe genau entwickeln, sind jedoch noch weitere Experimente nötig. Eindeutig kann aber jetzt schon festgehalten werden, dass die Übereinstimmung von Körperfunktionen ein Gradmesser für die Verbundenheit innerhalb eines Teams sein kann - falls man es nicht sowieso schon irgendwie spürt ;-).

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