THE VISIT

Darsteller: Kathryn Hahn, Deanna Dunagan, Peter McRobbie, Ed Oxenbould, Olivia DeJonge
Regie: M. Night Shyamalan
Universal Pictures Germany
FSK: ab 12
Filmstart: Donnerstag, 24. September 2015

Becca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) sollen eine Woche bei ihren Großeltern verbringen, die sie noch nie gesehen haben, weil ihre alleinerzeihende Mutter damals im Streit mit ihnen auseinanderging. Die möchte aber mit ihrem neuen Lover endlich mal eine Reise machen und schickt die Kinder nun  kurzerhand zu den ewig nicht gesehenen Eltern, die ihre Enkelkinder schon sehnsüchtigst erwarten.

Weil Becca ein Filmfreak ist, nimmt sie das einwöchige Abenteuer mit ihrer Kamera auf, führt Interviews mit ihrem rappenden pubertierenden Bruder und ihren Großeltern, die auf den ersten Blick eigentlich ganz liebenswert erscheinen. Aber dabei bleibt es natürlich nicht. Wenn die Kinder um 21:30 ins Bett geschickt werden, beginnt es im Haus zu rumoren und schnell stellt sich heraus, dass es die Oma ist, die wie eine Irre, mal im Nachthemd, mal halbnackt durch die Flure stürmt und sich wie ein halber Werwolf aufführt. Der Opa hat dafür eine plausible Erklärung, führt sich aber seinerseits seltsam auf und versteckt und hütet in seinem Schuppen ein ekliges Geheimnis. Als das Verhalten der Großeltern immer beängstigender wird, erkennen Becca und Tyler, dass sie in großer Gefahr sind. Da ist es aber fast schon zu spät.

Um es kurz zu machen: Shyamalan ist ein fantastischer Regisseur, aber dieser Film gehört sicher nicht zu seinen besten Werken. Trotzdem ist ihm ein unterhaltsamer Gruselfilm gelungen, der einen schaudern lässt, aber auch häufig zum Lachen bringt. 
Die subjektive Kinderkamera erinnert an "Blair Witch Project" und sorgt dafür, dass sich die Angst der Kinder auf den Zuschauer überträgt. Der subtile Schrecken, die gruselige Grundatmosphäre und der ein oder andere Schreckmoment sind durchaus Stärken des Films. Er kommt übrigens ganz ohne Musik aus, auch wenn einem das kaum auffällt, so gelungen sind die knarrenden Türen und fiesen Kratz- und Poltergeräusche eingesetzt. Das Geschwisterpärchen spielt authentisch mit Witz und glaubwürdiger Panik und auch Opa und Oma verkörpern die Mischung aus Bilderbuchgroßeltern und Horror-Psychopärchen auf sehr überzeugende Weise.

Trotzdem: Es fehlt etwas. Tiefe, Ernsthaftigkeit und auch die Überraschung in der doch eher einfach gestrickten Handlung. Wenn man an "The Sixth Sense" denkt, dann hofft man irgendwie, da käme jetzt noch mehr, der Regisseur hätte am Ende noch einen Trumpf im Ärmel. Aber der bleibt letztlich aus.
Außerdem muss man den etwas sehr speziellen Humor schon mögen, den der Regisseur hier auffährt. Und wenn man so will, behandelt der Film ältere Menschen mit ihrem Aussehen und ihren Gebrechen in gewisser Weise sehr diskriminierend (größter Schock des Films: eine nackte alte Frau!).
Ich fand den Film trotzdem witzig und unterhaltsam und - ja - auch gruselig. Aber es ist ein Film, den man ziemlich schnell wieder vergisst.

Die Altersfreigabe ist ab 12. Ich finde aber, dass die durchaus höher gesetzt werden könnte. Es gibt sowohl gewalttätige Szenen als auch sehr ekelhafte und beängstigende, die vielleicht nicht alle Zwölfjährigen so einfach wegstecken.

Autorin / Autor: Sabine - Stand: 4. September 2015