Wieder mal umsonst gearbeitet

Am 18. März ist wieder der „Equal Pay Day“, der die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen sichtbar macht

Bis zum 18. März haben Frauen in diesem Jahr wieder einmal umsonst gearbeitet - zumindest aus statistischer Sicht, denn die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen lässt sich rechnerisch so am eindrucksvollsten ausdrücken.

Anlässlich des „Equal Pay Day“, der am 18. März stattfindet, präsentieren das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung und das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen neue Forschungsergebnisse zum Gender Pay Gap.

Ein zentraler Befund: In Berufen, in denen viele Frauen arbeiten, wird meist schlechter gezahlt als in „männerdominierten“ Berufen – auch wenn die Arbeitsanforderungen gleichwertig sind. Kommt es in „Männerberufen“ zu höheren Anforderungen und Belastungen werden dort auch höhere Löhne gezahlt als in „Frauenberufen“ mit höheren Anforderungen.

Die Ursachen der Verdienstlücke sind vielfältig und wurden stellenweise statistisch noch nicht ausreichend untersucht. Um die Bewertungen und Bezahlungen weiblicher Erwerbsarbeit statistisch kritisch zu hinterfragen, haben die Forscherinnen von IAQ und WSI eine Art geschlechtsneutrales Arbeitsbewertungsverfahren entwickelt, das nicht nur Wissen und Können erfasst, sondern z.B. auch Verantwortung für Andere oder psycho-soziale und physische Arbeitsanforderungen berücksichtigt. Dieser „CW-Index“ ist ein Messinstrument, mit dem statistisch die Anforderungen und Belastungen in Berufen geschlechtsneutral verglichen werden können.

*Systematische Abwertungen von "Frauenarbeit"*
Die Analysen zeigen, dass insgesamt die Anforderungen und Belastungen in „Frauenberufen“ geringer entlohnt werden als in „Männerberufen“ und auch die Arbeitsleistung von Frauen im Allgemeinen geringer honoriert wird als die von Männern. „Hier können wir erstmals statistisch nachweisen, dass weibliche Erwerbsarbeit von systematischen Abwertungen betroffen ist, d.h. gemessen an ihren Anforderungen und Belastungen vergleichsweise geringer entlohnt wird als männliche Erwerbsarbeit“, stellt die IAQ-Forscherin Sarah Lillemeier fest. Da es bekanntlich keine Regel ohne Ausnahme gibt, sollen sie auch genannt werden: Es gibt zwei „Männerberufe“ (Kraftfahrzeugführer, Lkw- und Busfahrer), die im Vergleich mit gleichwertigen „Frauenberufen“ geringer entlohnt werden.

Die schlechte Nachricht ist: Tendenziell nimmt die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern mit denselben oder vergleichbaren beruflichen Anforderungen und Belastungen zu, je mehr das Anforderungsniveau steigt. Die gute: „Wer tariflich entlohnt wird, ist meist besser dran. Denn dann fallen die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern bei gleichen oder gleichwertigen beruflichen Anforderungen und Belastungen deutlich geringer aus“, stellt Dr. Christina Klenner vom WSI fest.

„Die Leistungen von Frauen und Männern sowie in „Frauen“- und „Männerberufen“ werden am Arbeitsmarkt nicht gleichermaßen honoriert“, kritisieren die Forscherinnen. Dabei bestätigt sich die These der bestehenden Abwertung weiblicher Erwerbsarbeit auch dann, wenn man weitere verdienstrelevante Faktoren, wie beispielsweise Arbeitszeit, Berufserfahrung, Tarifbindung und Branchenzugehörigkeit der Beschäftigten hinzuzieht.

*Verdienst in der Altenpflege deutlich niedriger als in der IT-Branche*
In vielen weiblich dominierten Bereichen wie Erziehung und Pflege sind die beruflichen Anforderungen und Belastungen vergleichsweise hoch, gleichzeitig fallen die Löhne dort geringer aus. Legt man den „CW-Index“ als Maßstab an, haben die Beschäftigten in der größtenteils von Frauen ausgeübten Altenpflege etwa gleich hohe Anforderungen und Belastungen zu bewältigen wie die in den männlich dominierten IT- und Technikberufen. Allerdings bekommen Altenpfleger_innen durchschnittlich nur 14,42 Euro pro Arbeitsstunde und die Beschäftigten im Technik- und IT-Bereich zwischen 25,72 Euro und 27,92 Euro. „Hier gibt es einen ganz zentralen politischen Handlungsbedarf, der insbesondere die Aufwertung der gesellschaftlich hoch relevanten personennahen Dienstleistungen zum Ziel haben sollte“, fordert IAQ-Direktorin Prof. Dr. Ute Klammer.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 17. März 2018