Vergnügen geht immer

Wir können schöne Dinge auch vor der Erledigung von Pflichten genießen

"Saure Wochen, frohe Feste" oder "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen". So predigt es der Volksmund, der damit suggeriert, genießen könne man Dinge erst, wenn man all die lästigen Pflichten erledigt hat. Aber stimmmt das wirklich? Amerikanische Wissenschaftler_innen haben zu diesem Thema eine kleine Studie durchgeführt und sind der Meinung: Spaß ist Spaß, egal ob vor, während oder mitten in einer Phase des Arbeitens. Auch wenn sich die gegenteilige Meinung hartnäckig hält: Wir müssen uns Freizeit und Vergnügen nicht verdienen, um es genießen zu können.
In ihrer Studie hatten die Studienautoren Ed O’Brien und Ellen Roney von der University of Chicago und seine Kollegin Ellen Roney verschiedene Experimente durchgeführt. In einem sollten Museumsbesucher zwei Aufgaben in zufälliger Reihenfolge erledigen und wurden jeweils dazu befragt, wie ihnen die Aufgaben gefallen hatten. Diese waren so gestaltet, dass die eine eher mit Konzentration und Anstrengung, die andere mit Spaß und Entspannung zu tun hatte. Eine zweite Grupper von Besucher_innen sollte sich lediglich vorstellen, die Aufgaben zu erledigen und angeben, wie sehr sie die Aufgaben genießen bzw. anstregend finden würden.

Auch wenn die Gruppe, die die Aufgaben nur gedanklich durchlaufen hatte, überzeugt war, weniger Spaß zu empfinden, wenn die angenehme Aufgabe zuerst käme, war es in der Realität anders: Wann auch immer die Spaßaufgabe erledigt wurde, sie machte gleich viel Spaß.

In einem anderen Experiment wurden Student_innen, die sich mitten in der Prüfungsphase befanden, zu einem Wellnessevent (Massage, Kerzen & Co.) eingeladen, andere sollten es sich nur vorstellen. Auch hier kam ein ähnliches Ergebnis heraus. Wer nicht dabei war, konnte sich nicht vorstellen, das Wellness-Erlebnis zu genießen, schließlich standen ja die Prüfungen vor der Tür. Wer aber selbst teilgenommen hatte, konnte das Event dennoch genießen, viel mehr als die Nichtteilnehmenden sich hatten vorstellen konnten. Die Forscher_innen fassen zusammen, dass am Ende Spaß eben Spaß sei und eine Massage eben gut tue, egal, wann man sie bekomme.

Die Forscher_innen räumen allerdings ein, dass es natürlich schon auch von der Wichtigkeit unserer Ziele abhängt, ob wir Freizeit genießen können oder ob uns diese Vorstellung, wir müssten unser Ziel erst erreichen, bevor wir genießen dürfen, uns am Ende nicht sogar hilft durchzuhalten. Wenn wir glauben, das nicht genießen zu können vor lauter Schuldgefühlen wegen unerledigter Arbeiten, dann übersehen wir, wie sehr solche schönen Dinge uns ganz und gar einnehmen.

Es ist auf jeden Fall gut zu wissen, dass wir auch in anstrengenden Phasen unseres Lebens Spaß haben können und dürfen. Nicht jede Freude muss aufgeschoben und an das Ende einer quälenden arbeitsreichen Phase gelegt werden. Manchmal bewirken kleine Inseln der Entspannung und Fröhlichkeit ja regelrechte Wunder.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 26. Juni 2017