Vertrauen in das Bauchgefühl

Bei Entscheidungen setzen wir oft auf unser Gefühl statt auf logische Argumente. Das kann auch Nachteile haben.

Fußball oder Handball? Fernreise oder Balkonien? Für oder gegen etwas? Wenn wir uns entscheiden, stehen nicht immer rationale Argumente im Vordergrund. Oft verlassen wir uns auf unser Gefühl. Diese Entscheidungen erscheinen uns auch im Nachhinein oft richtiger und wir stehen stärker hinter ihnen. Das haben Forscher_innen von der University of Toronto Scarborough in einer Studie mit 450 Teilnehmer_innen herausgefunden.

In verschiedenen Situationen sollten die Testpersonen Entscheidungen treffen - etwa für einen bestimmten DVD-Rekorder, ein Restaurant, eine Wohnung. Sie sollten mal intuitiv, mal aufgrund von Argumenten entscheiden und wurden anschließend dazu befragt, wie sie ihre Auswahl bewerten. Dabei zeigte sich, dass die Testpersonen Bauchentscheidungen stärker verteidigten und weniger hinterfragten. Sie fühlten sich sicher und gut mit ihrer Wahl und hatten das Gefühl, sie sei richtig gewesen. In einem Experiment sollte ein Restaurant ausgewählt werden und die Entscheidung sollte mit Freunden per E-Mail geteilt werden. Bei Bauchentscheidungen teilten die Testpersonen ihre Wahl mit mehr Menschen als bei rationalen Entscheidungen. 

Das Forscherteam war überrascht, wie bereitwillig sich die Proband_innen auf ihre Bauchentscheidungen einließen. Wenn Menschen sich entscheiden müssen, dann müssen sie nicht nur in der Sache eine Wahl treffen, sondern auch, wie sie die Entscheidung fällen wollen, erklärt Studienleiter Sam Maglio. Die Forschungsarbeit habe gezeigt, dass auf dem Gefühl basierende Entscheidungen von einem Individuum als stärker mit den eigenen Vorstellungen von dem, was wichtig und wahrhaftig ist, übereinstimmen.

*Das Bauchgefühl ist ein zweischneidiges Schwert*
Diese Sicherheit in Bezug auf das eigene Bauchgefühl sei aber ein zweischneidiges Schwert, meint Maglio. Wenn man einen Sport nach Bauchgefühl wähle, sei es sicher hilfreich. Man bleibt dann eher dabei. Aber in anderen Bereichen kann das Verschanzen hinter dem Bauchgefühl auch unschöne Auswirkungen haben. Wer politisch nach Bauchgefühl entscheidet und diese Entscheidung nicht anzweifelt, lässt Argumente nicht mehr gelten und übersieht vielleicht, dass er falsch liegt. Das ist für eine Demokratie nicht besonders konstruktiv.

Ihr dürft also euer scheinbar untrügliches Bauchgefühl ruhig ab und zu mal ruhen lassen und die Argumente, die für die eine oder andere Seite sprechen, in Ruhe und mit Bedacht auf euch wirken lassen.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Emotion veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 16. September 2018