Vertrauenswürdige Erleuchtung

Studie: mit einem Geistesblitz liegt ihr meistens richtig

Es gibt Dinge, die lassen sich nicht erzwingen. Leider gehört er auch dazu: der Geistesblitz. Gerade wenn man ihn so dringend benötigt, jetzt gleich, in dieser Sekunde oder 2 Minuten vor Abgabeschluss einer Klausur, will er einfach nicht kommen. Denn er beugt sich dem Zeitdruck nicht und kommt, wann er will. Schade eigentlich, denn auf ihn ist Verlass, er liefert häufig die richtige Lösung, häufiger als analytische Grübeleien. Wir sollten darum auf ihn hören! Das meinen zumindest Wissenschaftler_innen US-amerikanischer Universitäten, die die Treffsicherheit der plötzlichen Erleuchtung in einer Studie mit Freiwilligen untersucht haben.

Die Testpersonen sollten in einem bestimmten Zeitraum eine Reihe sprachlicher und/oder visueller Rätselaufgaben lösen. Dabei lagen Testpersonen mit Aha-Erlebnis häufiger richtig, auch wenn es ihnen oft nicht gelang, sie in der vorgegebenen Zeit zu erledigen. Wer sich auf seinen analytischen Verstand verließ, fand zwar häufiger innerhalb der Zeit eine Lösung, die war aber nicht unbedingt richtig.
Sie hatten für jedes Rätsel ca. 15 Sekunden Zeit und sollten auf einen Knopf drücken und die Lösung sagen sowie, ob diese das Ergebnis eines Geistesblitzes oder intensiven Nachdenkens war. Dabei waren etwa bei den sprachlichen Rätseln 94 % der Antworten korrekt, die einer Eingebung zu verdanken waren, während nur 78 Prozent der analytisch ermittelten Lösungen richtig waren.

Die am häufigsten falschen Ergebnisse kamen dabei stets kurz vor Ablauf der Zeit zustande. Kurz vor Schluss, begannen die analytischen Denker zu raten. Die anderen warteten weiterhin auf ein Aha-Erlebnis, oft kam es aber zu spät. Kam es noch in der Zeit, war es jedoch meist richtig. Leute, die auf eine innere Erkenntnis warten, neigen offenbar nicht zum Raten.

Carola Salvi von der Northwestern University, die Hauptautorin der Studie, erklärte, man habe die geläufige Annahme, dass Geisteblitze meist die richtige Lösung für ein Problem finden, mal überprüfen und zeigen wollen, dass das Vertrauen in die eigene plötzlich auftretende Erkenntnis gerechtfertigt sei.

Die Forscher_innen lesen an den Ergebnissen ab, dass Deadlines und Zeitdruck Leute zwar bei der Stange halten, aber nicht förderlich sind, wenn es um kreative Lösungen geht. Analytisches Denken eigne sich vor allem für Probleme, in denen bereits bekannte Strategien auf Probleme angewandt werden sollen. Aber für Probleme, für die es noch keine Lösungswege gebe, seien Geistesblitz am besten. Es müsse diesen plötzlichen Erkenntnissen einfach nur mehr Vertrauen entgegengebracht werden. Sie seien zwar nicht immer richtig, aber hätten eine höhere Wahrscheinlichkeit richtig zu sein als methodisch erarbeitete Lösungen.

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 14. März 2016