Solidarität und Akzeptanz für Geflüchtete

Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Noch nie wurden so viele Vertriebene registriert wie in diesem Jahr. Organisationen rufen zu Solidarität und Akzeptanz auf.

Stell dir vor, ein Krieg bricht vor deiner Haustür aus, dein Wohnort wird von einer Naturkatastrophe heimgesucht oder du wirst wegen deiner politischen Einstellung, deiner Religion oder deiner sexuellen Orientierung verfolgt, so dass du deines Lebens nicht mehr sicher bist. Was würdest du tun? Abwarten oder fliehen? Hinter jedem Mensch, der sich auf die Flucht begibt und sein Leben riskiert, um sein Leben zu retten, steht eine tragische Geschichte. Und es ist pures Glück, dass es nicht deine Geschichte ist.

Am Weltflüchtlingstag wird daran erinnert, dass jeder Mensch das Recht hat, Schutz und Sicherheit zu suchen. Das bedeutet, dass jeder Mensch, der aufgrund von Verfolgung und Konflikten ein Recht auf Asyl hat. Dass die Grenzen für Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, offen sein müssen. Dass sie das Recht haben, human, mit Respekt und Würde behandelt zu werden, nicht diskriminiert zu werden und nicht gezwungen werden dürfen, in ihr Heimatland zurückzukehren (Pushbacks).

Stärke, Mut und Widerstandsfähigkeit würdigen

Außerdem sollen an diesem Tag all die gewürdigt werden, die derzeit auf der Flucht sind - das sind 110 Millionen Menschen - die größte Zahl an Vertriebenen, die jemals registriert wurde. Grund ist unter anderem der Ukraine-Krieg, aber auch Konflikte in anderen Ländern sowie die Folgen des Klimawandels. Der Großteil der Vertriebenen sind sogenannte Binnenvertriebene, also Menschen, die innerhalb des eigenen Landes flüchten. Unter den Geflüchteten befinden sich Millionen Kinder, Zehntausende davon sind unbegleitet. Ihre Stärke, ihr Mut und ihre Widerstandsfähigkeit sollen an diesem Tag gewürdigt werden und nicht zuletzt derer gedacht werden, die auf dem gefährlichen Weg in die vermeintliche Sicherheit ihr Leben verloren haben.

Zahlreiche Organisationen rufen mit Veranstaltungen und Informationen darum an diesem Tag zu Solidarität und Menschlichkeit auf.

Vertreibung ist kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen

Erschreckend viele Menschen lassen sich jedoch von populistischen und menschenverachtenden Strömungen verunsichern, die gegen Geflüchtete hetzen und "Verteilungsängste" schüren, wie eine aktuelle Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos anlässlich des Weltflüchtlingstages zeigt. Der Befragung zufolge soll in Deutschland knapp die Hälfte der Bevölkerung (48%) der Meinung sein, dass Deutschland zum aktuellen Zeitpunkt keine Flüchtlinge mehr aufnehmen könne und seine Grenzen für Geflüchtete vollständig schließen solle. Über die Hälfte meint zudem, die meisten Geflüchteten seien "gar keine echten Flüchtlinge", sondern würden nur aus wirtschaftlichen Gründen, wie etwa der Inanspruchnahme von Sozialleistungen, einwandern. Solche Umfragen bilden nicht 1:1 die tatsächliche Stimmung in der Bevölkerung ab und tragen möglicherweise sogar selbst dazu bei, eine solche Haltung zu verstärken. Dennoch sind solche Ergebnisse beunruhigend.

Filippo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, hält dagegen und betont, dass Vertreibung aktuell nicht nur viel mehr Menschen betrifft, sondern auch kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr sei: "Wir brauchen eine grundlegend neue und positivere Haltung gegenüber allen, die fliehen – gepaart mit einem viel entschlosseneren Bestreben, Konflikte, die jahrelang andauern und die Ursache dieses immensen Leidens sind, zu lösen."

Die Türe offen lassen!

Wir sollten uns, wenn wir Schutzsuchenden die Tür vor der Nase zuschlagen wollen, immer vor Augen führen, dass wir oder die Menschen, die wir lieben, selbst eines Tages vor einer solchen Tür stehen könnten und dass jeder Mensch das Recht hat, Schutz zu suchen und gewährt zu bekommen. Lassen wir die Tür auf und seien wir die Menschen, denen wir in einer Notsituation selbst begegnen wollen.

Der Weltflüchtlingstag fällt jedes Jahr auf den 20. Juni und ist den Flüchtlingen auf der ganzen Welt gewidmet. Der Weltflüchtlingstag wurde zum ersten Mal weltweit am 20. Juni 2001 begangen, zum Gedenken an den 50. Jahrestag des Abkommens von 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge.

#WITHREFUGEes

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Autorin / Autor: Redaktion / Presseinformationen - Stand: 20. Juni 2023