Weltuntergang oder Hoffnung?

Forschungsteam untersuchte, welche Klima-Botschaften weltweit am ehesten geteilt werden

Angesichts der aktuellen Krisen und Kriege, ist die Bedrohung durch den Klimawandel etwas in den Hintergrund geraten. Dabei zeigen aktuelle Daten des EU-Klimadienstes Copernicus, dass die Erderwärmung durchschnittlich zwölf Monate lang 1,5 Grad über der globalen Durchschnittstemperatur des vorindustriellen Zeitalters gelegen hat. Eine "Warnung an die Menschheit", wie Expert:innen betonen.

Die Zeit drängt und es muss sich etwas ändern. Aber wie geht das? Wie können Menschen, auch die, die den Klimawandel immer noch leugnen, überzeugt werden, Klimaschutzmaßnahmen aktiv umzusetzen? Welche Botschaften sind (weltweit) am effektivsten und am überzeugendsten? Diesen Fragen ist ein großes interationales Wissenschaftler:innen-Team unter Co-Leitung der Psychologin Kimberly Doell von der Universität Wien nachgegangen. Die Forscher:innen untersuchten die Reaktionen von etwa 59.000 Teilnehmer:innen aus 63 Ländern auf verschiedene Formulierungen, die alle zu Klimaschutzmaßnahmen auffordern. So fanden die Wissenschafter:innen etwa heraus, dass Aufrufe, die in einem "Weltuntergangs"-Stil formuliert waren großteils zu einer höheren Bereitschaft zum Teilen von Beiträgen auf Social Media führte. Bei Klimawandel-Skeptiker:innen hingegen führten solche Formulierung nur zu stärkerer Ablehnung von Maßnahmen.

86 % erkannten die Gefahren des Klimawandels

Für die Studie, an der über 250 internationale Wissenschafter:innen beteiligt waren, wurden Daten aus 63 Ländern quer durch alle Gesellschaftsschichten erhoben. Dabei testeten sie die Effektivität verschiedener Messages (sogenannte Interventionen) hinsichtlich unterschiedlicher Ziele. Eine der Botschaften, die die Wissenschafter:innen einer Art "Weltuntergangsstimmung" zuordneten, wies etwa daraufhin, dass der Klimawandel eine ernsthafte Bedrohung für die Menschheit darstellt. In einer anderen Botschaft wurden Beispiele für erfolgreiche Klimaaktionen aus der Vergangenheit beschrieben. Eine weitere Intervention forderte die Teilnehmer:innen dazu auf, einen Brief an eine Person aus einer künftigen Generation zu schreiben und darin zu erklären, welche Klimaschutzmaßnahmen momentan ergriffen werden. In anderen Botschaften wurde der wissenschaftliche Konsens über die Fakten zum Klimawandel betont.

Dann untersuchten die Forscher:innen die Unterschiede in den Reaktionen auf diese unterschiedlichen Botschaften. Insgesamt variierten die Antworten zwar erheblich je nach geografischem Standort, Demografie und Überzeugungen der Teilnehmer:innen, jedoch erkannten insgesamt 86 % die Gefahren des Klimawandels an und mehr als 70 % befürworteten systemische/kollektive Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. "Damit zeigt unsere Studie, dass es einen globalen Konsens über die Gefahren des Klimawandels und die Bedeutung von Klimaschutzmaßnahmen gibt", so Doell. „Es ist wichtig, dass die Menschen auch erkennen, dass es hier diese mehrheitliche Meinung gibt", ergänzt Jay Van Bavel, Psychologieprofessor an der NYU und ebenfalls einer der Autoren der Studie.

"Weltuntergangs"-Botschaften werden eher geteilt, erreichen aber Sekptiker:innen schlechter

Während einige Personen sich für Botschaften aussprechen, die die Bedrohung durch den Klimawandel deutlich hervorheben, befürchten andere, dass Menschen dadurch deprimiert werden und in Untätigkeit verfallen können. Die neue Studie zeigt, dass beide Szenarien eintreten können – je nach Zielsetzung hinter der Message und Zielgruppe. Geht es etwa darum Aufmerksamkeit auf Social Media zu erreichen, so haben "Weltuntergangs"-Botschaften die dortige Verbreitung angeregt. Ist das Ziel aber die Unterstützung vergleichsweise aufwändigerer Aktionen, wie etwa die Teilnahme an einer Baumpflanz-Aktion, sank die Bereitschaft dazu durch solche Botschaften. Darüber hinaus verringerten solche Botschaften auch die politische Unterstützung unter Skeptiker:innen des Klimawandels waren.

Distanz zum Klimawandel verringern

Es zeigte sich, dass auch eine Verringerung zur Distanz zum Klimawandel hilfreich sein kann - etwa wenn den Menschen vor Augen geführt wird, dass auch ihre Region schon betroffen ist und die Folgen des Klimawandels dort schon sichtbar sind oder die dort wohnenden Menschen stark betreffen wird. Das zumindest hat die Auswertung der österreichischen Daten gezeigt, ein regionaler Bezug schien die Österreicher:innen besonders zu bewegen.

Öffentliches Web-Tool zur Überprüfung von Klimabotschaften

Die Autor:innen der Studie haben auf Grundlage ihrer Forschungsergebnisse ein Web-Tool, die Climate Intervention Webapp, (ManyLabs Climate Change Megastudy (shinyapps.io) ) entwickelt, mit dem jede:r, politische Entscheidungsträger:innen, aber auch Klimaaktivist:innen, ihre Messages auf Effektivität – je nach Zielgruppe und Ziel der Aufrufe – testen können. In die Erstellung der Web App sind Daten von Personen aus 63 Ländern mit diversen Hintergründen (Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommensniveau, politische Ideologie) eingeflossen. "Um die positive Wirkung ihrer Aufrufe zu steigern, können politische Entscheidungsträger*innen und Aktivist*innen mit dem Tool messen, welche Botschaften für ihr Publikum am vielversprechendsten sind", so Kimberly Doell.

Entscheidend sei bei Botschaften auch, wie die Menschen, die erreicht werden sollen, zum Klimawandel stehen. Darauf müssten die Botschaften ausgerichtet werden.

Die Studienergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 13. Februar 2024