Wenn gefühlte Zeit die Wunden heilt

Havard-Psycholog:innen zeigen, wie Wundheilung beschleunigt werden kann, wenn das Zeitempfinden beeinflusst wird

Dass Körper und Geist sich wechselseitig beeinflussen, ist ein alter Hut. Es ist vielfach erforscht, wie Stress und negative Gefühle sich auf die körperliche Gesundheit auswirken können, wie psychologische Einflüsse zu einem gesundheitsförderlichen oder gesundheitsschädlichen Verhalten führen können und wie Überzeugungen körperliche Empfindungen mildern oder verschlimmern können.

Die Havard Psycholog:innen Peter Aungle und Ellen Langer konnten nun einen weiteren spannenden Effekt aufzeigen, der unterstreicht, wie sehr Körper und Geist zusammenhängen. In einem Experiment mit Freiwilligen konnten sie zeigen, dass das gefühlte Zeitempfinden die Wundheilung beeinflusst. In ihrem Versuch hatten sie freiwillige Testpersonen mit Schröpfgläsern behandelt. Bei dieser uralten Technik, die unter anderem bei Muskelverspannungen eingesetzt wird, wird ein Unterdruck auf der Haut erzeugt, wodurch es zu einer stärkeren Durchblutung der Haut kommt. Dabei entstehen typische Abdrücke, die aber nach einiger Zeit verschwinden. Wie schnell sie verschwinden hängt offenbar auch davon ab, wieviel Zeit unserem Gefühl nach vergangen ist. Bei den Testpersonen heilten die Abdrücke nämlich schneller, wenn sie glaubten, dass eine bestimmte Zeit vergangen wäre. Die Forscher:innen hatten für das Experiment das Zeitempfinden der Testpersonen manipuliert, indem sie langsamer oder schneller laufende Timer ins Blickfeld rückten.

Alle Testpersonen durchliefen die Schröpfprozedur an verschiedenen Tagen unter drei verschiedenen Bedingungen (normale Zeit, schnell laufende Zeit und langsam laufende Zeit). Die Zeit, nach der der Rückgang des Abdrucks festgehalten wurde, war in Wirklichkeit immer gleich, doch wurde sie den Testpersonen mal als deutlich kürzere Zeit (langsam laufender Timer), mal als deutlich längere Zeit (schnell laufender Timer) präsentiert.

Dabei zeigte sich, dass allein der Glaube, dass mehr Zeit vergangen war, zu einem besseren Rückgang des Abdrucks führte, während eine vermeintlich kürzere Heilungszeit auch eine schlechtere Heilung bewirkte. Für die Forschenden zeigt diese Studie, dass der Einfluss psychischer Faktoren nicht nur einen indirekten Einfluss auf den Körper hat, sondern einen ganz konkreten: Wunden heilen besser, wenn wir glauben, dass sie schon viel Zeit zum Heilen hatten.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung (eurekalert.org) - Stand: 8. Januar 2024