Der Junge mit dem Fahrrad

"Die Handlung ist, wie das reale Leben, ein hin und her zwischen Hoffnung und Aussichtslosigkeit."

Der Film „Der Junge mit dem Fahrrad“ von Luc und Jean-Pierre Dardenne, handelt von dem 12-jährigen Cyril, der im Kinderheim wohnt und seinen Vater nur an den Wochenenden besuchen darf. Dieser verschwindet aber plötzlich, ohne Cyril vorher zu informieren. Cyril will nicht glauben, dass sein Vater ihn einfach so allein gelassen hat. Er verehrt ihn abgöttisch und setzt alles daran, ihn wiederzufinden. Er stiehlt sich heimlich aus dem Kinderheim, besucht sämtliche Bekannte seines Vaters und versucht ihm so auf die Spur zu kommen. Cyril ist völlig verzweifelt und will das Verschwinden seines Vaters nicht wahr haben. Von allen fühlt er sich betrogen und ist erfüllt von Zorn und Frustration. Bei einem Ausriss trifft er auf die gutmütige Samantha, die sich daraufhin beim Kinderheim meldet und sich bereit erklärt, Cyril über die Wochenenden zu sich zu nehmen. Samantha ist unfassbar herzlich und möchte dem Jungen sogar dabei helfen, seinen Vater zu finden und einen Kontakt mit ihm herzustellen. Cyril weiß Samanthas Herzensgüte nicht zu schätzen und ist mit seinen Gedanken, nach wie vor, bei seinem Vater. Mit seinem Fahrrad fährt er tagsüber und auch nachts durch die ganze Stadt, tätigt seine Detektivarbeiten und rutscht auf der Suche nach Anerkennung sogar in die kriminelle Szene ab. Er stößt auf Enttäuschung und Rückschläge. Dass Samantha die einzige Person ist, der er vertrauen kann und die bedingungslos zu ihm steht, realisiert er vorerst nicht und stellt ihre Fürsorglichkeit und Aufopferungsbereitschaft ziemlich auf die Probe. Wie das „Kino-Märchen“ ausgeht, müsst ihr selbst herausfinden!

*Langsam und überraschend spannend*
Mir persönlich hat der Film sehr gut gefallen. Schnell ist man berührt von Cyrils traurigem Schicksal und seiner Blindheit, Samantha als seine neue Vertraute anzunehmen. Ebenso leidet der Zuschauer auch mit Samantha, die offenbar bereit ist, alles aufzugeben für einen frechen, undankbaren Jungen, der ihr kaum etwas von ihrer Liebe zurückgeben will. Zwischendurch glaubt man, dass für ihn jetzt das normale, glückliche Leben bei Samantha beginnt, dann macht er wieder eine Dummheit und die Situation scheint nicht mehr zu retten. Die Handlung ist, wie das reale Leben, ein auf und ab zwischen Hoffnung und Aussichtslosigkeit. Das Sozialdrama zeigt, dass es eine "Entgültigkeit", wie sie in modernen Filmen oft dargestellt wird, im wahren Leben nicht gibt.

Es ist ein französischer Film, alles ist ein bisschen langsamer, zeitnaher. Das, sowie die einfachen Bilder, machen den Film sehr realistisch und gut nachvollziehbar. Ohne nervige Effekte und schnelle Bildwechsel, bleibt der Film überraschend spannend. So ist der Fokus auch eher auf die zwischenmenschlichen Gespräche gelegt, die oft einfache und simple Konversationen sind, statt dramatische Worte und Vorträge. Es gefällt mir sehr, wie echt und menschlich der Film und die Handlung dadurch rüberkommen.

Alle noch so simplen Wort-Aneinanderreihungen wirken so poetisch, als hätten sie alle eine tiefsinnige Bedeutung hinter ihrer Simplizität. Hin und wieder gibt es ein paar Dialoge, die einen schmunzeln lassen. Der Witz macht aber immer einen unbeabsichtigten Eindruck. So fragt die Frau in der Bäckerei „Hat dir dein Papa denn nicht gesagt, wo er hingeht Cyril?“ und Cyril antwortet im Hinausgehen: „Doch, aber ich hab‘s vergessen“. Ein paar Worte, die 1000 Dinge sagen, über die Gefühle eines kleinen Jungen.

Der Film regt außerdem zum Nachdenken an, denn aus dem Film lassen sich sämtliche moralische Grundsätze und positive Erkenntnisse ableiten, die eine Quelle für Inspiration bieten. Ich kann „Der Junge mit dem Fahrrad“ nur empfehlen, da er mir persönlich inhaltlich und stilistisch sehr gut gefallen hat und beide Aspekte eindeutig harmonieren.

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Autorin / Autor: Alina - Stand: 9. August 2012