Fast verheiratet

Kurzweilige Unterhaltung, die tiefsinniger daherkommt als gedacht

Mann und Frau finden zusammen und durchleben als liebreizendes Paar einige Turbulenzen, bis die endlos scheinende Odyssee im glorreichen Moment des lang herbeigesehnten Heiratsantrags mündet – so oder so ähnlich sieht wohl eine klassische Romantik-Komödie aus. “Fast verheiratet” beginnt dort, wo andere Filme enden: Tom und Violet (Jason Segel und Emily Blunt) sind schon ein Jahr zusammen und wollen nun ihre Liebe mit dem Trauschein besiegeln. Doch natürlich läuft alles ein bisschen anders als geplant: Violet bekommt in einer anderen Stadt ihren Traumjob angeboten, und so entschließen sich die Beiden, die Hochzeit für die nächsten zwei Jahre auf Eis zu legen und nach Michigan zu ziehen – obwohl Tom dadurch so einiges zurückstecken muss und als Gourmet-Koch notgedrungen in einem Imbiss landet. Nun scheint endgültig Hopfen und Malz verloren. Violet strahlt aus allen Poren, während Tom immer mehr versauert, die Beziehung kriselt und die Hochzeit in allzu weite Ferne rückt.

Wenn man über den doch recht romantisch-komödiantischen Beginn hinweg sieht, bleibt von der eigentlichen Komödie nicht mehr viel übrig. Zwar kann der Film mit einigen Lacherszenen aufwarten, die werden aber nur vereinzelt in die recht tragische Handlung eingestreut. Manchmal weiß man nicht so recht, ob man nun weinen oder lachen soll - diese Unsicherheit über den Grundtenor des Films mag ein wenig stören, aber immerhin schafft es der Film so, sich mehr oder weniger geschickt zwischen zwei Genres entlangzuhangeln (und somit natürlich auch eleganterweise das Zielpublikum zu vergrößern).

Besonders die Charakterentwicklung von Tom fasziniert, schockiert und belustigt. Der romantische Tom, der in Michigan zum unterwürfigen Hausweib mutiert, das allen Frust in sich hineinfrisst, um Violets Karriere nicht im Weg zu stehen; Tom, der hoffnungsvoll an der Hochzeit festhält und in den Vorbereitungen aufgeht; Tom, der sich letztlich an das “raue” Leben dort anpasst und somit nicht mehr der Mann ist, in den Violet sich verliebt hat. Irgendwie geht es gar nicht mehr um die Hochzeit, sondern um Grundlegenderes, was sich aber im Bild der Hochzeit manifestiert. Sie scheint das Ziel und die Lösung allen Übels zu sein, ist man dort angelangt, wird alles gut.

Bei aller Tragik und komischen Momenten bleibt aber trotzdem ein kleiner Rest altbewährter Skurilitäten zurück, die nur noch ein müdes Lächeln hervor locken können: die netten Verwandten, die allesamt zur Hochzeit drängen, die sich zankenden, weil getrennten Brauteltern und die Schwester, die beinahe zufällig und irgendwie ungewollt als erste vor dem Traualtar landet. Auch die fast unzähligen, ziemlich unromantischen und un-sexy Sexszenen verraten einem nur, dass auch Männer in der Lage sind, gekonnt Orgasmen vorzutäuschen. Umso amüsanter sind dabei die Szenen, in denen Toms grobschlächtige und äußerst sympathische Kumpanen Bill und Tarquin aufkreuzen, die dem Fast-Ehemann während der Hochzeitsvorbereitungen treu zur Seite stehen und dabei aufgrund ihrer leicht kindlich-naiven Art für den ein oder anderen Witz sorgen. Mehr davon!

Summa summarum kann man “Fast verheiratet” sicherlich nicht einen Film nennen, der lange im Gedächtnis hängen bleibt, aber immerhin für kurzweilige Unterhaltung sorgt und tiefsinniger daherkommt, als er sich ausgibt.

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Autorin / Autor: Annika Willinger - Stand: 25. Mai 2012