Savages

Drama-Thriller von Oliver Stone
nach dem Roman "Zeit des Zorns" von Don Winslow
FSK ab 16 Jahren

Was machen ein BWL Absolvent mit botanischem Interesse und ein ehemaliger Soldat mit guten Kontakten nach Afghanistan, um Geld zu verdienen? Richtig! Sie steigen ins Drogengeschäft ein. Nein, das ist kein neuer Witz, sondern die Handlung von „Savages“.

Ben, ein gutgebauter Lockenkopf und der mit Kriegsnarben gezeichnete Chon leben zusammen mit der attraktiven Ophelia in Laguna Beach, Kalifornien – ihrem Paradies. Nicht nur die Dreiecksbeziehung ist unkonventionell, auch ihren Lebensunterhalt beziehen die Freunde aus weniger üblichen Quellen - sie bauen professionell Marihuana an. Aber kein herkömmliches:  laut Ophelia - die sich selber "O." nennt und im Film als Erzählerin fungiert - handelt es sich um "das Beste Gras der Welt". Das sieht die mexikansiche Drogenmafia wohl ähnlich denn sie setzt die kalifornischen "Wilden" (engl.: "Savages") auf ihre Abschussliste. Vorher entführen sie allerdings noch "O." um hinter das Erfolgsgeheimnis der Jungs zu kommen.

An sich ist dieser „Stoff“ für einen Film schon merkwürdig genug. Schlimmer ist: nicht nur O., hat Schwierigkeiten sich - zwischen den Jungs - zu entscheiden, auch der Film weiß nicht, was er will. Einerseits gibt es die fast glaubwürdigen Szenen vom mexikanischen Drogenkartell - voller Brutalität und mit viel Blutvergießen.
Dem gegenüber stehen dann Ben und Chon: die beiden "Mutter-Theresas" des Drogenhandels. Sie versorgen nur ausgewählte Kundschaft und verdanken einen Großteil ihres Geschäfts dem korrupten Polizisten Dennis. Die Geschichte der zwei kalifornischen Jungs, die zusammen mit "O." eine "Familie" sind, ist nicht nur unglaubwürdig sondern zeitweise einfach lächerlich. Etwa wenn Ben Dritte-Welt-Länder bereist um Trinkbrunnen und Schulen zu bauen oder wenn einem dauernd Chons gigantische Kriegsnarbe am Hals ins Auge springt. Die sexuelle Dreiergeschichte als ultimative Befreiung von gesellschaftlichen Normen passt natürlich ins Bild der "Wilden". Das Problem ist, auch wenn keiner der Drei - oder gerade deswegen - ein Problem damit hat: "O." wirkt wie ein Besitzstück der beiden Freunde. Sie bleibt das austauschbare Blondchen, das zwar die Geschichte erzählt, aber im Grunde keine Rolle spielt. Sie ist irgendwie gesichts- und charakterlos. Die Kartellchefin "Elena" macht in ihr die Schwäche der Jungs aus und das ist ihre einzige Funktion.

Ein Lichtblick des Films, ist eindeutig seine Besetzung. Allen voran John Travolta (Polizist "Dennis") und Benicio del Toro ("Lado"), die vor allem in gemeinsamen Szenen fast sehenswert sind. Trotzdem bleibt die Frage was solche Schauspieler überhaupt zum Unterschreiben bewegt hat. Auch Salma Hayek als Kartellchefin "Elena" gibt eine relativ überzeugende Vorstellung. In den Hauptrollen sieht man Taylor Kitsch ("Chon"), Aaron Johnson ("Ben") und Blake Lively (Ophelia").

*Fazit*
Nach dem Film wusste ich irgendwie noch nicht einmal mehr, ob Marihuana wirklich eine Droge ist. Dieses Zeug, das Krebspatienten bei der Chemo hilft und das die drei Freunde abends gemütlich rauchen? Als "O." Elena fragt, ob sie etwas Stoff haben kann, klingt es als frage sie nach einem Gute-Abend-Tee.
Ok, wahrscheinlich sollte dies auch kein Film sein, der sich von Drogen distanziert - aber ich weiß auch nicht, was er dann sein will: als Drama kann man ihn nicht ernst nehmen, weil die Geschichte absolut absurd und unglaubhaft ist. Ein Thriller ist er auch nicht, zwar gibt es brutale und ekelige Bilder, die einem fast körperlich wehtun, aber spannend ist das nicht.

Also, tut euch diesen Film nicht unbedingt an. Es sei denn ihr habt BWL studiert, interessiert euch für Pflanzen, habt die Möglichkeit Drogen aus Afghanistan zu schmuggeln und sucht nach einem Geschäftsmodell...

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Autorin / Autor: Kiko - Stand: 19. September 2012