Turn me on

Vielleicht ist es kein Film, den man sich gern mit seinen Eltern ansehen möchte, da auch ab und zu peinliche Szenen und etwas nackte Haut zu sehen ist, aber mit der besten Freundin ist man sicher unverklemmt und hat dafür viel zu lachen, sagt s7illwat3r.

„Berge, eine einsame Straße, noch mehr einsame Straßen, eine einsame Straße mit Traktor... Das ist Skoddeheimen.“ Es ist so unerträglich langweilig, dass Alma das Ortsschild ihrer Heimat jedes Mal beim Vorbeifahren mit dem Mittelfinger begrüßt. Und um Alma geht’s im Film. Auf den ersten Blick scheint alles normal. Sie geht mit ihren besten Freunden in die Schule, probiert sich mit „fast 16“ heimlich an Alkohol und Rauchen aus und kauft sich hübsche Kleider für die ersten Partys.

Alma ist nicht dumm. Sie weiß genau, was mit ihrem Körper gerade los ist. Sie ist „spitz“, und weil sie keinen Freund hat, legt sie eben selbst Hand an. Als es dank einer schrecklich hohen Telefonrechnung für eine Sexhotline herauskommt, ist ihre alleinerziehende Mutter überfordert („Sag das gefälligst nicht so direkt!“ - „Telefonsex, Telefonsex!!“ - „Alma, nenn das Dienstleistungsnummer!“ - „Telefonsex, verdammt nochmal!“) und gibt ihr statt einem verständnisvollen Gespräch Hausarrest. Doch damit nicht genug. Nachdem sie auf der nächsten Party erzählt, dass ihr Schwarm Arthur hinterm Haus seine Hose geöffnet, sein Ding rausgeholt und sie damit in die Seite gepiekt hat, kehren ihr sogar ihre besten Freundinnen den Rücken zu. Auf einmal ist sie nur noch die perverse „Schwanz-Alma“. Sie fühlt sich von allen vor den Kopf gestoßen, und nicht einmal Arthur hält zu ihr. Aber all das hält sie nicht davon ab, doch wieder in ihre Tagträumereien zu verfallen, die sich immer „um das Eine“ drehen. Ist sie denn so unnormal?

Der mehrfach ausgezeichnete norwegische Film „Turn me on“ ist ganz unschuldig, auch wenn er sich mit dem Thema Sex beschäftigt - einfach weil Alma sich völlig unschuldig verhält. Es sind ihre ersten Erfahrung mit ihrer eigenen Lust und mit dem anderen Geschlecht. Nur weil sie scheinbar anders als die anderen nicht alles für sich behält, wird sie schief angeguckt, gemieden und fühlt sich wie ein unnormaler Außenseiter, der sich ganz weit weg wünscht. Also trampt sie in die nächste Großstadt, wo ihr Vorbild wohnt, die große Schwester ihrer besten Freundinnen, die schon studiert und es aus dem langweiligen Kaff herausgeschafft hat. Erst dort erkennt sie, dass sie ganz und gar nicht unnormal und verrückt ist.

Es ist ein Film mit süßen, sehr sympathischen Charakteren, witzigen Momenten und einer Geschichte die zeigt, dass in dem Alter nicht alles so schlimm ist, wie man immer glaubt. Vielleicht ist es kein Film, den man sich gern mit seinen Eltern ansehen möchte, da auch ab und zu peinliche Szenen und etwas nackte Haut zu sehen ist, aber mit der besten Freundin ist man sicher unverklemmt und hat dafür viel zu lachen.

Kinostart: Donnerstag, 8. Mai 2014.

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Autorin / Autor: s7illwat3r - Stand: 13. Mai 2014